Archiv der Kategorie: Herzlich willkommen

139. Beitrag

Hier nun der erste Beitrag im neuen Jahr:-). Gerade komme ich von einem langen Spaziergang im Sonnenschein. Es ist zwar ziemlich kalt aber herrlich klar draußen. Genau das Wetter was ich liebe. Tief durchatmen und frische Luft tanken; auftanken; Kraft tanken; den Akku wieder aufladen.

Mein Akku war besonders in den letzten Tagen ziemlich leer. Das war deutlich zu spüren und zu sehen. Das Aufstehen fiel wieder sehr schwer, der Antrieb war kaum vorhanden. Jede Bewegung kostete sehr viel Kraft. Der Alltag war schwer zu meistern. Auch meine Stimmung war sehr gedrückt und traurig. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag geweint. Oder wäre im Bett geblieben und hätte den ganzen Tag geschlafen und mich verkrochen… Die Depression hatte mich ziemlich im Griff… Nicht leicht, dagegen anzugehen; mich zu motivieren; aufzuraffen. Bei dem Gefühl tiefster Erschöpfung…

Und doch habe ich mich jeden Tag aufgerafft. Habe versucht, meinen festen Rhythmus beizubehalten. Nicht später als 9.30 Uhr aufzustehen (mit Hilfe des Weckers) und nicht vor 23 Uhr das Licht auszumachen. Das Wichtigste ist wirklich das Aufstehen. Auch wenn es extrem schwer fällt… Danach habe ich feste Abläufe: Ins Bad gehen, duschen, das Bett aufschütteln, lüften, frühstücken. Jeden Tag. Immer wieder. Ganz konsequent. Feste Rhythmen geben mir Sicherheit, Halt und Kraft. Etwas, was im Alltag oder in der Welt draußen nicht immer vorhanden ist bzw. mich auch nicht erreicht. Ich es auch nicht immer annehmen kann… In einer depressiven Phase bin ich oft wie ausgeknipst. Wie eine Lampe, der man den Stecker gezogen hat. Die leuchtet auch nicht mehr. 

Meine größte Motivation ist gleichzeitig meine Erfahrung. Ich weiß, dass es mir besser geht, sobald ich aufgestanden bin und das Schlafzimmer verlassen habe. Spätestens wenn ich unter der Dusche stehe kann ich spüren, wie das Leben mich erreicht. Durch die Wärme; den Wasserstrahl. Dann spüre ich mich wieder; bekomme wieder einen Bezug zu mir. Kann mich letztendlich selber wieder spüren. Meinen Körper wahrnehmen; in die Gegenwart zurückkehren. Wieder am Leben teilnehmen. Wieder ich sein- und mich nicht wie ein fremdbestimmter Zombie fühlen. Denn dieses Gefühl ist in einer Depression bei mir vordergründig. Alles ist dunkel, neblig. Die Gedanken sind sehr destruktiv und selbstzerstörerisch. Besonders morgens. Je länger ich in diesem Kreislauf stecken bleibe und nicht aufstehe desto schlimmer wird es… Deshalb zwinge ich mich dazu, zu einer bestimmten Zeit aufzustehen. Ob ich nun will oder nicht. Denn das ist das wichtigste Mittel, um aus dem Teufelskreis der Depression auszusteigen. Den Teufelskreis zu durchbrechen. Und schlussendlich wieder im Leben anzukommen. Im Alltag, der mir auch oft Struktur und Sicherheit gibt.

Zum Beispiel mein Ebay Shop. Der läuft mittlerweile nämlich richtig gut! Das hätte ich selber nicht gedacht, dass es nach Weihnachten richtig los geht. Ich hätte gedacht, dass es, nachdem alle Weihnachtsgeschenke gekauft waren, ziemlich still in meinem Shop wird. Die Tendenz ging auch einige Wochen dorthin. Das ist für mich auch eine große Motivation! Und jeden Morgen ein Grund mehr, aufzustehen. Schließlich möchte ich, dass meine  Kunden die Ware so schnell wie möglich bekommen. Mir macht es unheimlich viel Spaß und Freude, die Ware weiterzugeben und mir vorzustellen, wie sich andere Menschen darüber freuen. Über Dinge, die schon lange halten und sich bis heute bewährt haben. Dinge, die es schon lange nicht mehr zu kaufen gibt und die oft älter sind als ich. Die ebenso eine Geschichte haben wie ich. Ecken und Kanten. Das Leben ist auch an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen aber sie haben überlebt und durchgehalten. Bis heute. So wie ich. Das haben wir gemeinsam:-). Mein Beruf und ich. 

Das ist Motivation genug, um weiterzumachen. Morgens aufzustehen und in den Tag zu starten. Mich zu stärken und den Akku ebenso in der Natur aufzuladen. Durch lange Spaziergänge. Frische Luft. Und so vielem mehr. Für heute habe ich alles gehabt und erledigt. Nun ist Feierabend. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag:-). Bis bald, eure Nina

138. Beitrag

Einmal umgedreht und schon ist bald  wieder Weihnachten. Weihnachten und Sylvester. Ein weiteres Jahr, das sich dem Ende neigt.

Was für ein aufregendes und richtungsweisendes Jahr. So viel hat sich getan; sich verändert. Neue Wohnung, neuer Job, Hochzeit, neues Lager… Ganz schön viel für ein Jahr. So langsam spüre ich auch die Auswirkungen der positiven Veränderungen. Vieles in meinem Leben hat sich entspannt und beruhigt, verbessert. Es geht alles in die richtige Richtung. 

Und trotzdem kämpfe ich mit meinen Gefühlen. Mit Ängsten und Zweifeln. Waren manche Entscheidungen die richtigen? Hätte ich mir mit manchen Entscheidungen lieber mehr Zeit lassen sollen? Ich meine das in Bezug auf meine Stabilität. Nicht nur negative Ereignisse können mich schnell aus dem Gleichgewicht bringen. Positive ebenso. Oft sogar noch mehr und schneller als negative. Ich kann noch nicht immer daran glauben, dass Sachen auch gut gehen oder halten können. Dass sie gut laufen und mein Leben einfacher machen können. Aber ist das nicht ein extrem hoher Anspruch? Eine extrem hohe Erwartung? Kann und muss es überhaupt so sein, dass Dinge immer gut laufen? Dürfen sie nicht auch mal nicht laufen? Gehört schließlich zum Leben dazu. 

Mir fällt es aber leichter, mit weniger schönen Dingen im Leben umzugehen. Diese einfach zu akzeptieren und anzunehmen. Da bin ich viel geübter drin. Das gehört für mich einfach dazu wie das tägliche Aufstehen und das Bewältigen meines Alltags. Bei den schönen Dingen habe ich es seit Corona irgendwie verlernt. Durch Corona und die damit verbunden tiefe Einsamkeit, in die ich gerutscht bin, ist vieles untergegangen und tief verschüttet worden. Verbuddelt unter einem tiefen Berg von Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Ein Berg, durch den mich noch zu selten jemand erreichen kann. Inklusive mich selbst. Ich habe noch nicht immer den Zugang zum Vertrauen in die Welt. Zum Vertrauen, dass auch ich glücklich sein und sich vieles zum Guten wenden darf- wenn ich es dann annehmen kann und mir selber erlaube. 

Aber ich buddel weiter. Buddel mir den Weg frei und kämpfe mich wieder zu mir selber durch. Durch den Berg der Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit hin zum Licht und der Selbstakzeptanz. Bis ich auch das Gute und Schöne in meinem Leben wieder annehmen kann und es wieder selbstverständlicher dazugehört. Wie eben alle anderen Dinge auch. Ich denke, das ist ein guter Weg, meine Ängste und Zweifel etwas weniger werden zu lassen. Ein gewisses Maß an Ängsten und Zweifeln ist nicht schlecht. Schließlich helfen sie uns dabei, uns vor falschen Entscheidungen zu bewahren. Uns zu schützen. Nur in dieser Stärke und Intensität haben sie keine Berechtigung mehr. Auch das gilt es zu verstehen und anzunehmen. Denn nur wenn ich es verstehe, kann ich auch anfangen, etwas zu ändern. Zu hinterfragen, wo sie herkommen und was sie mir eigentlich mitteilen möchten. Auf eine etwas schräge Art das auszudrücken, möchten mich meine Ängste eigentlich nur vor Enttäuschungen bewahren. Möchten mich beschützen. 

Bevor ich dann die Möglichkeit und den Wunsch habe, etwas zum Positiven zu verändern, damit es mir in bestimmten Situationen besser geht, melden sich meine Ängste und legen ihr Veto ein. Dabei sind sie sehr vehement, konsequent und einfallsreich. Und sehr davon überzeugt, was sie denken und von sich geben. Ich habe dann oft das Gefühl, Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter sitzen zu haben. Engelchen sagt:“ Ich möchte endlich vom Jobcenter weg und finanziell auf meinen eigenen Beinen stehen. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben.“ Teufelchen antwortet direkt:“ Ja, aber du kannst es gar nicht, Du bist viel zu schwach dazu.“ Auf jedes Argument hat Teufelchen eine Gegenargument. Ganz egal, ob es etwas mit der Realität zu tun hat oder auch nicht. Engelchen und Teufelchen könnten sich doch die Hand reichen, oder? Einen Schritt aufeinander zugehen. Sie haben ja beide ihre Berechtigung.

Ich denke, dass ich es schaffen kann, Teufelchen zu überzeugen, indem ich mich Situationen stelle, vor denen ich Angst habe. Um ihm zu zeigen, dass ich viel mehr kann als er annimmt. Er hat mich damals in einer ganz anderen Situation abgeholt, in der wirklich nicht mehr viel ging. Da waren große Ängste und Zweifel auch berechtigt, um mich zu schützen. Nur jetzt sieht die Situation eben anders aus. Sie hat sich so sehr zum positiven verändert und verbessert, dass ich nun ganz andere Möglichkeiten habe. Auch das gilt es, dem Teufelchen zu erklären. Und zu zeigen. Ist ganz schön anstrengend im Moment. Ich bin auch ziemlich erschöpft und müde von dieser Überzeugungsarbeit. Aber ich weiß, dass es sich lohnen wird. Also mache ich weiter. Für mich:-). Für mein Leben. Der Weg stimmt. Ich muss ihn nur weitergehen und darf mich nicht abbringen lassen. Ist irgendwie ja auch spannend. Ich halte euch auf dem Laufenden. Bis bald, eure Nina

 

137. Beitrag

So langsam kehrt Ruhe in meinem Leben ein, sodass ich wieder mehr Zeit für meinen Blog finde. 

Mir hilft das Schreiben sehr dabei, von meinem Gedankenkarussell Abstand zu gewinnen und wieder auf eine vernünftige Ebene zu kommen, auf der ich mein Leben gut im Griff habe; mir wieder näher bin; mich wieder ordnen, klarer denken kann, aufnahmefähiger, rationaler bin und mein Leben dadurch viel einfacher ist. Ich fühle mich dann nicht mehr so von meinem Gedankenkreiseln getrieben sondern bekomme wieder die Kontrolle darüber. Über mein Denken, Fühlen, Handeln. In meinem Kopf ist nämlich ordentlich was los. Viele Gedanken und Gefühle, die durch Erinnerungen, Verhaltensweisen, Gerüche, Musik, etc. immer wieder aufgewühlt werden und dann sehr schnell sehr heftig werden können. Meine Stimmung kippt dann sehr schnell. Scheinbar aus dem nichts. Und doch hat es immer einen Grund. Entweder ist er für mich kurze Zeit später ersichtlich, da ich viele Auslöser kenne oder es braucht eben Zeit und neue Erkenntnisse, um Auslöser zu identifizieren. 

Mittlerweile geht es für mich nicht mehr darum, Situationen komplett zu meiden oder zu verhindern, in denen Auslöser offensichtlich sind sondern zu lernen, damit umzugehen. Vermeide oder verhindere ich bewusst Situationen, in den Stimmungsschwankungen vorprogrammiert sind, schränke ich mein Leben beträchtlich ein! Dann dürfte ich im Prinzip überhaupt nicht mehr rausgehen und am Leben teilnehmen. Das ist aber nicht das, was ich möchte. Ich möchte ja rausgehen und am Leben teilnehmen. Ich möchte unter Menschen sein, mich als ein Teil von ihnen fühlen. Mich zugehörig fühlen. Ich möchte rausgehen und leben und mich nicht immer wieder von allem zurückziehen. Denn das tue ich seit Jahren. Seit meinem Zusammenbruch 2012. 

Zum Glück habe ich in dieser Zeit in Therapien viel lernen dürfen. Zum Beispiel auch, mit eben jenen Situationen umzugehen, die schwere Stimmungsschwankungen auslösen. In erster Linie ging es in der Therapie oft darum, zu verstehen, dass jede Gefühlsschwankung, egal wie stark sie auch ist, wieder abnimmt und abschwillt. Diese extremen Spitzen halten nur ganz kurz an und gehen dann auch von alleine wieder zurück. Es ist nichts was ewig bleibt. Es kommt und geht. Wie eine Welle. Ich habe verstanden, dass ich diese Stimmungsschwankungen nicht vermeiden kann- egal wie viel Mühe ich mir gebe bzw. wie sehr ich mich zurückziehe. 

Das zu verstehen und zu akzeptieren war für mich der erste Schritt zur neuen Freiheit. Ich habe mir ja mein eigenes Gefängnis gebaut, indem ich mich immer wieder zurückgezogen und zuhause vergraben habe. Und genützt hat es mir letztendlich auch nicht. Das Ergebnis war, dass ich mich jahrelang total einsam gefühlt habe; abgeschottet, ausgegrenzt in meinem eigenen inneren Gefängnis. Innerlich zerrissen und gefangen. Die Einsamkeit hat mich so sehr gequält und aufgefressen… Es hat sich angefühlt, wie lebendig begraben zu werden. Ein sehr schlimmes Gefühl und eine schwere Zeit. 

Bis ich mit meinem Blog angefangen habe. Bis ich angefangen habe zu mir zu stehen und mich nicht mehr zu verstecken; mich langsam aus meinem Gefängnis zu befreien; mich langsam wieder auszubuddeln und auszugraben. Ab diesem Moment begann dann ganz langsam wieder ein „normales“ Leben. Ein Leben, in dem ich verstanden habe, dass ich nicht alles kontrollieren und verhindern kann. Dass ich manche Situationen und Menschen akzeptieren muss wie sie sind. Und trotzdem mit beidem leben kann. 

In der Therapie und durch Meditationen bin ich auf bestimmte Atemtechniken gestoßen, die mir in stressigen Situationen dabei helfen, mich nicht zu verlieren; bei mir zu bleiben, mich weiter zu spüren und meinen Herzschlag zu regulieren. Besonders gut geht es über die tiefe Bauchatmung. Da spüre ich mich sehr gut und verstehe auch, dass ich noch am Leben bin. Die Bauchatmung hilft mir auch dabei, in stressigen Situationen nicht wegzudriften; in eine Dissoziation abzurutschen. Das ist mir früher oft passiert, wenn mir eine Situation zu viel geworden ist. Dann hatte ich immer das Gefühl, aus meinem Körper herauszutreten und neben mir zu stehen; die Situation von außen zu betrachten. In ganz krassen Fällen, als ich einmal durch einen vollen Bahnhof gelaufen bin, hatte ich es sogar, dass ich über mir geschwebt bin und alles von oben gesehen habe. Der Bahnhof war brechend voll und  extrem laut aber ich habe die Stimmen nur noch als leises Gemurmel wahrgenommen. Als ich durch den Bahnhof durch war und es wieder leiser und überschaubarer wurde, bin ich wieder in meinen Körper zurückgekehrt. 

Das sind natürlich Extremfälle, die nur ganz selten in dieser Intensität vorkamen aber durch die Bauchatmung schaffe ich es schon seit langer Zeit, solche Situationen zu vermeiden. Ich habe mittlerweile auch keine Angst mehr vor solchen Situationen. Ich weiß, dass sie immer mal wieder auftauchen können. Ich weiß aber auch, dass ich damit umgehen, sie abfedern, annehmen und akzeptieren kann. Es gehört einfach zu meinem Leben dazu. Wenn ich am Leben teilhaben möchte, muss ich auch damit leben, dass es immer zu schwierigen Situationen kommen kann. Deshalb habe ich mich entschieden, es einfach in Kauf zu nehmen. Ansonsten würde ich so viel verpassen, für das es sich zu leben lohnt. So viele schöne Momente, Augenblicke und so viel schönes, was noch dazugehört. Es ist, was wir selber draus machen. Es ist unser Leben und wir alleine entscheiden, wie wir damit umgehen. In diesem Sinne: Verwöhnt euch ein wenig. Vielleicht mit einer leckeren Tasse Kaffee oder Tee? Einem Spaziergang? Einem Bad in der Wanne? Was braucht ihr heute, damit es euch gut oder besser geht? Ihr könnt mir auch gerne schreiben und mir erzählen, womit es euch gut geht oder was euch hilft. Ich freue mich von euch zu hören:-). Bis bald, eure Nina

136. Beitrag

Den heutigen Beitrag beginne ich ganz bewusst mit guten Neuigkeiten:-). Ich habe endlich meine Steuer- und Umsatzsteuernummer erhalten und konnte nun meinen Ebay Shop sowie meinem kleine An- und Verkauf starten:-). Nun geht es beruflich endlich weiter und ich kann wieder mein eignes Geld verdienen. Ein positiver Schub für mein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl!

Und noch eine schöne Neuigkeit gibt es zu berichten: Ich habe geheiratet:-). Die Themen Partnerschaft und soziale Beziehungen sind durch meine Ängste vor Nähe immer schon nicht einfach gewesen in meinem Leben. Partner, Freundschaften und Bekanntschaften gab es in meinem Leben schon einige. Nur gehalten haben die wenigsten. Es ist für mich nicht schwer, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Das fällt mir sogar sehr leicht. Nur diese Bekanntschaften dann später zu vertiefen und aufrecht zu erhalten ist für mich eine oftmals zu hohe Kunst, die ich nicht gut beherrsche. Und das, obwohl ich eigentlich sehr gerne mit Menschen zusammen bin. Mir Begegnungen sehr viel geben. Sie das Leben so viel schöner machen und bereichern; so wertvoll und wichtig sind. 

Das Spannende daran ist ja, dass man es mir von außen weder ansieht noch anmerkt. Da wirke ich oft so locker und habe keine Probleme, Smalltalk zu führen. Ganz egal, ob ich mein Gegenüber überhaupt kenne oder nicht. Am einfachsten ist es immer, wenn ich mein Gegenüber nicht kenne. Da kann ich sein wie ich bin. Ganz ohne Zwänge und Verpflichtungen. Ich sehe die Person ja in der Regel eh nie wieder. Kenne ich eine Person aber näher, länger, tiefer, wird es für mich zum Problem, ich zu sein. Mich so zu geben wie ich bin. Authentisch zu sein. Kenne ich eine Person länger, mag, schätze oder liebe sie sogar, wird es für mich immer schwieriger, bei mir zu bleiben und meine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, zu erkennen und umzusetzen. Durch meine Hochsensibilität spüre ich nämlich erst, ob bei der anderen Person alles in Ordnung ist- oder eben nicht. Spüre ich, dass etwas nicht stimmt, ziehe ich mir emotional eine dicken Schutzpanzer an. Das bedeutet dann aber auch, dass ich mich und meine Bedürfnisse selber nicht mehr spüren kann. Zumindest nicht bewusst. Ich bin dann wie abgeschnitten von mir selbst. Meine Antenne sind dann nur noch auf mein Gegenüber gerichtet. Sondieren, hinterfragen, nach Lösungen suchen- und mich dabei schützen…

So war es lange und ist es heute oft auch immer noch. Mit dem Unterschied, dass ich heute bewusst mehr das Gespräch suche und nicht mehr in Eigenregie versuche, für andere Menschen eine Lösung zu suchen. Das geht am besten in einem offenen Gespräch. Ich warte nicht mehr darauf, dass von meinem Gegenüber etwas kommt sondern ergreife selber die Initiative und frage nach. Spreche die Leute direkt darauf an. Und erzähle auch mehr von mir. Von meinen eigenen Gefühlen, Wahrnehmungen und Bedürfnissen. Ich nehme mich nicht mehr so zurück sondern nehme mir auch Zeit, von mir zu erzählen. Dieses Recht sollte schließlich für alle Menschen gelten. Also auch für mich:-). Das muss ich allerdings selber wahrnehmen, verstehen und umsetzen. Das kann mir niemand abnehmen sondern ich bin selbst dafür verantwortlich. Stört mich etwas, muss ich es sagen. Gefällt mir etwas nicht: ebenso. Das habe ich in den letzten Jahren immer mehr geübt: Für mich einzustehen und mich nicht immer unverhältnismäßig zurückzunehmen. Mich fast schon aufzugeben und nur die Bedürfnisse anderer Menschen zu erfüllen. Dazu neige ich nämlich sehr. Deshalb musste ich da auch alleine für mich dran arbeiten. Der Blog hilft mir auch sehr dabei, mich so zu zeigen wie ich bin. Was mich bewegt, was mich beschäftigt. Alles zuzulassen. Loszulassen. 

All das hat dazu beigetragen, dass ich tatsächlich „ja“ zu meinem Mann gesagt habe. Letztendlich gehört den Mutigen die Welt:-). Immer nur nein zu sagen, aus Angst vor meinen eigenen Gefühlen hilft mir auf Dauer auch nicht weiter. Manchmal hilft es nur, die Angst anzunehmen, zu akzeptieren und sie trotzdem zu überwinden. Sie ist dadurch nicht weg aber deutlich weniger geworden. Ich kann es ansprechen und darüber reden. Dadurch verleugne ich sie nicht mehr sondern mache sie sichtbar; greifbar; fassbar. Sie hat dann keine Macht mehr über mich. Keinen so starken Einfluss mehr auf Familie, Freundschaften, Beziehungen. Zumindest die meisten Zeit. Es wird mit Sicherheit immer wieder Phasen geben, wo sie stärker ist. Aber auch dann heißt es, sie anzunehmen und zu schauen, was sie mir überhaupt sagen möchte. Hinzuschauen, warum sie grade jetzt auftaucht. Denn sie hat immer einen Auslöser. Diesen zu erkennen hat auch sehr viel mit Selbstwahrnehmung und Selbstakzeptanz zu tun. Die Angst wird wahrscheinlich immer meine Begleiterin bleiben aber ich kann immer besser mit umgehen und leben. Und ist es nicht das, worum es im Leben geht? Es gibt kein perfektes Leben. Es gibt keine Menschen, bei denen alles gut läuft. Keine perfekten Beziehungen bzw. Freundschaften. Es ist das, was wir daraus machen. Unser Leben. Also. Packen wir es an und machen etwas daraus. Ich würde mich freuen, von euch zu lesen:-). Bis bald, eure Nina

135. Beitrag

Heute endlich wieder ein neuer Beitrag:-). Ich weiß. Im Moment müsst ihr oft lange auf einen neuen Beitrag warten. Aber, wie so oft, hat das Leben seine eigenen Regeln und es gibt immer wieder Sachen, um die ich mich kümmern muss. Sachen, die oft länger dauern als geplant. Die immer wieder Nacharbeit bedeuten, immer wieder neue Überraschungen mit sich bringen… Das kennt ihr sicher auch. 

Mittlerweile wohne ich schon seit 2,5 Monaten in meiner neuen Wohnung:-). Ich habe mich gut eingelebt und es mir richtig gemütlich eingerichtet. Ich fühle mich sehr wohl und bin unbeschreiblich dankbar, dass ich diese Wohnung finden durfte! Das macht vieles leichter und aushaltbarer. 

Die letzten Monaten waren nicht einfach. Erst die Auflösung der alten Wohnung, dann der Umzug und das alles bei extremen Temperaturen. Gleichzeit die Abmeldung vom Jobcenter und der Beginn meiner Selbständigkeit, die bis heute noch nicht starten konnte, weil ich ständig auf Termine, Steuernummer und Umsatzsteuernummer warten musste…. Grade das Warten auf Termine oder Bescheide, auf die ich keinen Einfluss habe, fallen mir sehr schwer. Zum einen, weil ich nicht wirklich geduldig bin und zum anderen durch meine extremen Stimmungsschwankungen, die ja ein typisches Symptom der Borderline Erkrankung sind. Es ging in den letzten Monaten permanent auf und ab. Teilweise den ganzen Tag lang. Mal ganz oben, dann wieder ganz unten, rauf und runter. Schwarz und weiß in einem Moment. Plötzlich ganz viel Hoffnung und Zuversicht und Sekunden später wieder totale Resignation und Hoffnungslosigkeit. Plötzlich ganz viel Freude, kurze Zeit später tiefste Traurigkeit. Ein ständiges Auf und Ab in den letzten Monaten. Hinzu kamen durch das lange Warten auf Termine und Steuernummer und dem damit einhergehenden noch nicht arbeiten dürfen massive finanzielle Sorgen und Nöte hinzu… Die Lebensmittel sind so teuer geworden, Sprit und Heizkosten sind schwer zu bezahlen… Die Kosten laufen ja weiter nur Geld kommt keines mehr rein… Das hat mich extrem belastet und wieder eine schwere depressive Phase ausgelöst. 

Mir fällt es einfach extrem schwer, um Hilfe zu fragen. Ich bin es einfach gewohnt, immer alles alleine zu machen und zu schaffen. Für die Selbstwirksamkeit und mein Selbstbewusstsein ist es auch richtig gut, das meisten alleine zu schaffen und zu können nur reicht das in manchen Lebenssituationen einfach nicht aus. Da muss ich dann über meinen Schatten springen und mich überwinden. Das habe ich jetzt auch getan und wir haben eine Lösung für mich gefunden. Dafür bin ich sehr dankbar! Ich bin auch mir sehr dankbar, dass ich mich überwunden habe. Alleine hätte ich es finanziell nicht mehr geschafft. Dazu hat das Warten auf Termine und Bescheide viel zu lange gedauert. Da ist mir die Luft ausgegangen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Hinzu kam nämlich auch noch eine Corona Infektion, mit deren Nachwirkungen ich bis heute zu kämpfen habe. Besonders mit der Kondition. 

Es ist also wirklich nicht einfach im Moment. Aber so ist das Leben manchmal. Es gibt einfach Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben. Viele Dinge, die auf einmal kommen und auf die es zu reagieren gilt… Wie gut, dass es dafür den Funktionsmodus gibt. Er hat sich in den letzten Monaten wieder bestens bewährt! Darüber bin ich sehr froh! Langsam verabschiedet er sich aber wieder und macht dem Leben Platz. Jetzt, wo fast alles geklärt ist und ich vieles zum Laufen gebracht habe. Jetzt kann das Leben wieder weitergehen. 

Langsam spüre ich mich wieder und kann einen Bezug, eine Verbindung zu mir herstellen. Kann jetzt wieder besser auf mich eingehen und meine Bedürfnisse wahrnehmen. Jetzt spüre ich auch überhaupt erst, was die letzten Monate mit mir gemacht haben, was für Auswirkungen sie auf mich hatten. Ich bin momentan sehr erschöpft und müde und werde mir nun eine ganze Zeit geben, um wieder zu Kräften zu kommen. Da hilft mir die Natur so sehr! Ich finde ja, die Natur ist der beste Therapeut den es gibt:-). Gleiches gilt für Bewegung an der frischen Luft. Spazieren gehen, Fahrrad fahren, walken, fotografieren, Tiere beobachten. All die Dinge, die Kraft geben, finden sich draußen in der Natur:-). Das ist meine größte Kraftquelle. Da ich am Naturschutzgebiet wohne, gibt es hier jede Menge Tiere. Rehe, Hasen, verschiedenste Vögel… Die Kraniche sind jetzt wieder da:-). Darüber freue ich mich am meisten! Sie sind meine absoluten Lieblingsvögel und fliegen häufig dicht über meine Wohnung hinweg. In perfekter Formation. Ja. es gibt so viel schönes zu entdecken um mich herum. Mittlerweile kann ich es wieder wahrnehmen und aufnehmen. Manchmal mehr, manchmal weniger. Aber die Freude darüber bleibt. Ebenso die Freude darüber, zurück aufs Land gezogen zu sein! Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte! In diesem Sinne geht es jetzt raus zu einem Spaziergang. Wir hören uns bald wieder:-). Bis dann, eure Nina