Archiv der Kategorie: Herzlich willkommen

142. Beitrag

Die erste Woche zuhause ist geschafft:-). Letzte Woche Dienstag ging es nach 10 Wochen Krankenhaus wieder heim und da bin ich nun:-).

Gelandet. In der Realität und im echten Leben. In meiner Wohnung. Im Alltag. Die Vorfreude war groß und ich konnte es in der letzten Krankenhauswoche kaum erwarten, nach Hause zurückzukehren. Nun ist es zum Teil umgekehrt. Ein Teil von mir wünscht sich die Sicherheit des Krankenhauses zurück; der andere Teil ist so froh, dass wieder Ruhe einkehrt und die dauerhaft hohe Anspannung, die eine Traumatherapie mit sich bringt, endlich auf ein normales und erträgliches Niveau sinkt. 

Nun heißt es, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Mir eine Tagesstruktur aufzubauen, wieder arbeiten zu gehen, den Haushalt erledigen, einkaufen und möglichst viel von dem, was ich gelernt habe, in mein neues Leben zu integrieren. „Neues Leben“ schreibe ich ganz bewusst. In der Klinik habe ich nun endgültig verstanden, dass ich alleine dafür zuständig bin und niemand sonst. Weder meine Freunde bzw. Familie noch ein Therapeutenteam. Nein. Ich ganz allein. Zumindest was die Entscheidung für meinen neuen Weg angeht. Denn es ist eine Entscheidungsfrage. Zumindest bei mir. Ich muss mich bewusst dafür entscheiden, nicht mehr in der Opferrolle zu verharren, wenn ich zurück rutsche. Ich kann mich auch dafür entscheiden, im Hier und Jetzt zu leben bzw. Immer dahin zurückzukehren. Ganz bewusst. 

Liege ich zum Beispiel morgens zu lange im Bett und möchte nicht aufstehen, kann ich natürlich liegen bleiben. Wenn ich es zwischendurch mache, kann ich es akzeptieren und annehmen. Manchmal brauchen mein Körper und meine Seele diese Zeit eben. Mal mehr, mal weniger lang. Ich kann mir aber auch einen Wecker stellen und mir fest vornehmen, zu dieser Uhrzeit auch aufzustehen. Hat in der Klinik auch 10 Wochen geklappt. Warum also nicht auch zuhause? 

Im Moment fällt mir das Aufstehen morgens noch schwer, weil ich Angst vor dem Alltag habe. Vor der Alltagsbewältigung. Angst davor, mit all dem Organisatorischen, was noch ansteht, überfordert zu sein. Angst zu versagen? Angst vor der Verantwortung, die ein autonomes Leben mit sich bringt? Angst vor der Angst? Angst vor Ablehnung? Dieser Angst gilt es ganz langsam zu begegnen, indem ich mir nicht zuviel für den Tag vornehme. Am Tag der Rückkehr habe ich nur einen Koffer ausgepackt. Am nächsten Tag erst den zweiten. Zwischendurch habe ich Wäsche gewaschen und mein Bett frisch bezogen. Kleine Dinge, durch die ich langsam wieder zuhause angekommen bin. Durch aktives Handeln. Auch das ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die ich umsetzen kann und will. In meinem Tempo. Das ist entscheidend! Mich nicht gleich von Anfang an zu überfordern sondern langsam anzukommen. Es braucht eh so lange wie es braucht. Da kann ich nichts erzwingen. Es wird sich schon alles fügen. Wenn ich es denn zulasse; mich einlasse. És mir wert bin, mir die Zeit auch zu geben. Und es zu akzeptieren, wenn es mal nicht so schnell geht. 

Dadurch wird auch die Angst automatisch kleiner. Wenn ich ihr beweise und zeige, dass ich alles im Griff habe und mir sonst auch Hilfe und Unterstützung von außen suche, wenn ich alleine nicht weiterkomme. Wenn ich die Angst annehme, anstatt sie zu unterdrücken. Mich mit ihr an einen Tisch setze und sie anhöre. Ich sie frage: „Wovor genau hast du Angst?“ Dann heißt es für mich zuzuhören und sie ernst zu nehmen. Sie will ja gehört werden und hat eine Botschaft für mich. Diese Botschaft ist nur nicht immer realistisch. Deshalb ist meine Lieblingsantwort stets: „ Wollen wir es nicht mal versuchen?“. Dem ganzen eine Chance geben und mein Leben nicht von der Angst bestimmen zu lassen. Das ist es, woran ich in Zukunft noch mehr arbeiten möchte. Meine Gefühle annehmen und sie auf die Realität überprüfen. Die Intensität der Gefühle wird auch wieder weniger. Sie ebben auch wieder ab. Wie eine Welle. In der Klinik wird dieses Aufschäumen und Abebben der Gefühle auch als Emotionssurfing bezeichnet. Das finde ich sehr passend. Dadurch habe ich weniger Angst davor, meine Gefühle zuzulassen sondern kann sie annehmen; mit dem Wissen, dass sie keinen Besitz mehr von mir ergreifen können sondern ich in der Lage bin, sie auszuhalten. Bis es wieder besser wird. Probiert es mal aus:-). Bis bald, eure Nina

141. Beitrag

Heute ein neuer Beitrag mit guten Neuigkeiten vorweg:-). Heute Vormittag kam endlich der lang ersehnte Anruf aus der Klinik. Am 1.3. habe ich einen Platz auf der Trauma Station bekommen:-). Ich bin so erleichtert und freue mich regelrecht! Nicht auf die Thematiken und auf das, was mich dort erwartet sondern darauf, dass es endlich weitergeht. Darauf, dass ich nun endlich bereit bin, mich dem zu stellen, was passiert ist. Nicht mehr alles nur mit mir auszumachen und still vor mich hinzuleiden sondern endlich drüber reden und vieles verarbeiten zu können. Mich von einer großen Last zu befreien. Abstand zu den sehr belastenden Situationen zu gewinnen. Wieder fröhlicher zu werden; unbeschwerter; freier; gelöster. Ich wünsche mir, wieder mehr vom Leben zu haben. Wieder mehr dabei zu sein und nicht immer gefühlt neben meinen Mitmenschen zu stehen und mich irgendwie unsichtbar zu fühlen. Es ist so viel Leben auch an mir vorbeigezogen und hat gefühlt nur alle anderen Menschen erreicht. Nur mich nicht. 

Das alles hat seine Gründe und Ursachen.  An denen gilt es zu arbeiten. Sie aufzuarbeiten; Alte Muster aufzubrechen; Alte Verhaltensweisen neu zu erlernen. Zu lernen, noch mehr zu vertrauen und aus mir herauszugehen. Mich noch mehr zu zeigen wie ich wirklich bin. Noch mehr ich zu werden. Noch sind mein Schutzpanzer und meine Ritterrüstung viel zu dick, um von außen durchdrungen zu werden. Zu dick, damit mich jemand oder etwas wirklich erreicht. Zumindest aber in einzelnen Momenten gelingt es dann doch. Da wird mein Panzer schon durchlässig. Bestimmte Personen lass ich schon länger an mich ran und zeige mich in sehr privatem Raum, wie ich wirklich bin. Ohne Panzer und Ritterrüstung. Es ist immer öfter möglich und macht mir Mut, weiter daran zu arbeiten und dem Alten, der Vergangenheit, nicht mehr so viel Raum zu geben sondern der Gegenwart. Dem Hier und Jetzt. Ich hoffe und wünsche mir, dass es mir nach dem Klinikaufenthalt besser gehen wird. Ich noch stabiler, stärker, gelassener werden kann. Mit ganz viel Übung und therapeutischer Unterstützung. 

Natürlich ist das ein Wunsch aber ich kann sehr viel tun und dazu beitragen, dass die richtige Richtung eingeschlagen wird. Eine Therapie ist immer nur so gut, wie ich selbst bereit bin, an mir zu arbeiten. Die Hilfe anzunehmen und mich auf die Therapie einzulassen. Zum Glück habe ich bei diesem Punkt absolut keine Bedenken. Ich werde jede Chance wahrnehmen und annehmen, die sich mir bietet. Jeden Moment. Ich weiß, dass eine Therapie kein Wunschkonzert ist. Aber meine Einstellung dazu stimmt. Es wird sich alles fügen. Was passiert, passiert. Und was nicht, das eben nicht. Ich bin sehr froh und dankbar für diese Chance, an mir zu arbeiten und mir dadurch eine noch bessere Zukunft zu ermöglichen. Mir und meinem Leben eine weitere Chance auf Verbesserung zu ermöglichen. Das bin ich mir wert:-). Diese Chance habe ich verdient und darf sie auch annehmen. So wie jeder andere Mensch auch.

Die nächsten zwei Wochen, bis es losgeht, werde ich nicht mehr zu voll packen. Ein bisschen arbeiten, Lebensmittel retten gehen, Haushalt machen. Mir mein Nest, mein Zuhause weiter ausbauen. Und natürlich ganz viel spazieren gehen, meditieren, Freunde treffen, rausfahren. Zum Glück gibt es genug Möglichkeiten, meine Zeit bis zur Klinik gut rumzubekommen. Ohne, dass zu viel Druck entsteht. Denn ich bin ziemlich aufgeregt. Jetzt geht es darum, diese Aufregung liebevoll anzunehmen. Sie hat absolut ihre Berechtigung und möchte auch angesehen und wahrgenommen werden. Es geht um so viel… Da darf ich auch aufgeregt sein:-). 

Gleich werde ich noch einen zweiten Spaziergang für heute einlegen. Oder mich vorher noch ein bisschen auf den Balkon setzten. Erlaubt ist, was gut tut. Und davon erlaube ich mir nun eine ganze Menge:-). Bis bald, eure Nina

 

140. Beitrag

So langsam beginnt die Zeit, wo ich meinen Balkon wieder nutzen kann:-). Sowohl gestern als auch heute habe ich eine halbe Stunde draußen in der Sonne gesessen. Dick eingepackt und gut geschützt gegen die Kälte. Es ist wirklich noch ziemlich kalt draußen aber die Sonne wärmt bereits:-). Einfach hinsetzten, Augen schließen, Kopf in die Sonne drehen, die Seele wärmen lassen, den Umgebungsgeräuschen lauschen und einfach loslassen. Genießen. Entspannen. Zur Ruhe kommen.

Das brauche ich als Ausgleich zum Arbeitsalltag; tatsächlich auch zum normalen Alltag. Ich merke richtig, dass mir die Zeit auf dem Balkon in den letzten Monaten sehr gefehlt hat! Es war einfach zu kalt, zu nass oder zu stürmisch. Meine täglichen Spaziergänge sind ein sehr guter Ausgleich und helfen mir sehr, meine Anspannung abzubauen bzw. sie gering zu halten. Das Sitzen in der Natur bzw. der frischen Luft ist allerdings noch entspannender als das Laufen. Umso schöner, dass es langsam wieder losgeht:-).

Im Arbeitsalltag spüre ich an manchen Tagen sehr, dass ich den Ausgleich brauche. Es geht besonders darum, meine eigenen Grenzen wahrzunehmen und gut auf mich zu achten. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu arbeiten. Ich muss jeden morgen wieder aufs Neue  wahrnehmen, was an diesem Tag möglich ist. Wie gut habe ich geschlafen? Wie fit fühle ich mich? Wie hoch ist meine Spannkraft?

Das geht besonders gut, wenn ich nach dem Aufwachen noch einige Zeit liegen bleibe, mich recke und strecke und dadurch meinen Körper spüre. Nehme ich ihn wahr, fange ich an, in mich hineinzuspüren. Wie ist die Stimmung? Die Anspannung? Beschäftigt mich etwas, was Klärung bedarf? Welche Gedanken gehen mir durch den Kopf? Diese Fragen bzw. die Wahrnehmungen helfen mir sehr dabei, meinen Tag zu strukturieren. Mich auch ein Stück weit zu motivieren. Um dann aufzustehen. Was nach wie vor schwer fällt. Durch die Depression leide ich nach wie vor an Antriebslosigkeit. Würde am liebsten einfach im Bett bleiben und weiterschlafen. Die lange Dunkelheit und Kälte des Winters machen es nicht leichter. Manchmal könnte ich früher aufstehen, traue mich aber nicht, weil ich Angst davor habe, nicht zu wissen, wie ich meinen Tag rumbekommen soll, wenn er so lang ist. Um den ganzen Tag voll zu arbeiten, fühle ich mich noch nicht bereit. Zudem würde es im Moment auch keinen Sinn machen, da ich in Kürze zur Traumatherapie in die Klinik gehe. Der Termin steht allerdings noch nicht fest. Erst sollte es Februar werden, jetzt erst März… Diese Ungewissheit nervt und lähmt mich zugleich. Verstärkt meine Antriebsschwäche und oft auch die Depression. Ich fühle mich noch zu oft von äußeren Situation beeinflusst; finde mich selber noch zu oft in der Opferrolle wieder. Mit dem Gefühl, dass Situationen, Menschen und manchmal auch das ganze Leben Einfluss auf mich nehmen- und ich mich nicht dagegen wehren kann. 

Dieses Gefühl ist ziemlich stark und nimmt noch zu oft Überhand. Deshalb möchte ich unbedingt zur Traumatherapie, um an den Hintergründen zu arbeiten. Die Opferrolle, in die ich immer wieder rutsche, hat ja ihren Grund… Immer wieder haben Menschen Grenzen überschritten, die sie niemals hätten überschreiten dürfen…. Das hinterlässt Spuren und die Narben, die noch nicht verheilt sind. Vielleicht auch nie ganz verheilen werden,  das Leben aber trotzdem noch leichter für mich werden kann. Ich hoffe und wünsche mir, die Opferrolle durch die Traumatherapie größtenteils hinter mir lassen zu können. Nicht immer wieder zurückzurutschen sondern mehr in der Gegenwart, im Erwachsenenleben, zu leben und bleiben zu können. Immer mehr im Hier und Jetzt verankert zu sein.

Achtsamkeitsübungen, wie zum Beispiel draußen die Augen zu schließen und mich nur auf die Sonne im Gesicht zu konzentrieren, ohne sie zu bewerten, helfen mir jetzt schon sehr dabei, im Hier und Jetzt zu bleiben bzw. wieder zurückzukehren, wenn im Kopf zu viel los ist; ich nicht runterkomme; nicht wirklich bei mir ankomme; mich nicht spüre; die negativen Gedanken überhand nehmen. Ebenso, besonders für den Winter, meine geliebte Atemmeditation. Durch die tiefe Bauchatmung komme ich wieder zu mir. Die Bauchatmung hilft mir auch in stressigen Alltagssituationen sehr! Sei es eine lange Schlange an der Kasse, viel Arbeit, Situationen, die mich getriggert haben… Die volle Konzentration darauf, tief in den Bauch zu atmen, ist immer und jederzeit möglich. Ist immer verfügbar. Und bringt mich zuverlässig wieder zu mir zurück. In meinen Körper; ins Hier und Jetzt. Sie lässt mich spüren, dass ich am Leben bin:-). Anwesend bin und ich, solange ich lebe, die Möglichkeit habe, etwas zu verändern. Mir Hilfe zu holen, wenn ich alleine nicht weiterkomme. Das ist legitim. Mir steht es genauso zu wie allen anderen Leuten auch. Auch, wenn meine kleinen Teufelchen das Gegenteil behaupten. Ich werde sie überzeugen und hoffe, dass es mit der Traumatherapie bald losgeht, damit das Warten ein Ende hat. Dann sind sicherlich Antrieb und Motivation von alleine wieder zurück:-). Ich werde euch auf dem Laufenden halten. Bis bald, eure Nina

139. Beitrag

Hier nun der erste Beitrag im neuen Jahr:-). Gerade komme ich von einem langen Spaziergang im Sonnenschein. Es ist zwar ziemlich kalt aber herrlich klar draußen. Genau das Wetter was ich liebe. Tief durchatmen und frische Luft tanken; auftanken; Kraft tanken; den Akku wieder aufladen.

Mein Akku war besonders in den letzten Tagen ziemlich leer. Das war deutlich zu spüren und zu sehen. Das Aufstehen fiel wieder sehr schwer, der Antrieb war kaum vorhanden. Jede Bewegung kostete sehr viel Kraft. Der Alltag war schwer zu meistern. Auch meine Stimmung war sehr gedrückt und traurig. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag geweint. Oder wäre im Bett geblieben und hätte den ganzen Tag geschlafen und mich verkrochen… Die Depression hatte mich ziemlich im Griff… Nicht leicht, dagegen anzugehen; mich zu motivieren; aufzuraffen. Bei dem Gefühl tiefster Erschöpfung…

Und doch habe ich mich jeden Tag aufgerafft. Habe versucht, meinen festen Rhythmus beizubehalten. Nicht später als 9.30 Uhr aufzustehen (mit Hilfe des Weckers) und nicht vor 23 Uhr das Licht auszumachen. Das Wichtigste ist wirklich das Aufstehen. Auch wenn es extrem schwer fällt… Danach habe ich feste Abläufe: Ins Bad gehen, duschen, das Bett aufschütteln, lüften, frühstücken. Jeden Tag. Immer wieder. Ganz konsequent. Feste Rhythmen geben mir Sicherheit, Halt und Kraft. Etwas, was im Alltag oder in der Welt draußen nicht immer vorhanden ist bzw. mich auch nicht erreicht. Ich es auch nicht immer annehmen kann… In einer depressiven Phase bin ich oft wie ausgeknipst. Wie eine Lampe, der man den Stecker gezogen hat. Die leuchtet auch nicht mehr. 

Meine größte Motivation ist gleichzeitig meine Erfahrung. Ich weiß, dass es mir besser geht, sobald ich aufgestanden bin und das Schlafzimmer verlassen habe. Spätestens wenn ich unter der Dusche stehe kann ich spüren, wie das Leben mich erreicht. Durch die Wärme; den Wasserstrahl. Dann spüre ich mich wieder; bekomme wieder einen Bezug zu mir. Kann mich letztendlich selber wieder spüren. Meinen Körper wahrnehmen; in die Gegenwart zurückkehren. Wieder am Leben teilnehmen. Wieder ich sein- und mich nicht wie ein fremdbestimmter Zombie fühlen. Denn dieses Gefühl ist in einer Depression bei mir vordergründig. Alles ist dunkel, neblig. Die Gedanken sind sehr destruktiv und selbstzerstörerisch. Besonders morgens. Je länger ich in diesem Kreislauf stecken bleibe und nicht aufstehe desto schlimmer wird es… Deshalb zwinge ich mich dazu, zu einer bestimmten Zeit aufzustehen. Ob ich nun will oder nicht. Denn das ist das wichtigste Mittel, um aus dem Teufelskreis der Depression auszusteigen. Den Teufelskreis zu durchbrechen. Und schlussendlich wieder im Leben anzukommen. Im Alltag, der mir auch oft Struktur und Sicherheit gibt.

Zum Beispiel mein Ebay Shop. Der läuft mittlerweile nämlich richtig gut! Das hätte ich selber nicht gedacht, dass es nach Weihnachten richtig los geht. Ich hätte gedacht, dass es, nachdem alle Weihnachtsgeschenke gekauft waren, ziemlich still in meinem Shop wird. Die Tendenz ging auch einige Wochen dorthin. Das ist für mich auch eine große Motivation! Und jeden Morgen ein Grund mehr, aufzustehen. Schließlich möchte ich, dass meine  Kunden die Ware so schnell wie möglich bekommen. Mir macht es unheimlich viel Spaß und Freude, die Ware weiterzugeben und mir vorzustellen, wie sich andere Menschen darüber freuen. Über Dinge, die schon lange halten und sich bis heute bewährt haben. Dinge, die es schon lange nicht mehr zu kaufen gibt und die oft älter sind als ich. Die ebenso eine Geschichte haben wie ich. Ecken und Kanten. Das Leben ist auch an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen aber sie haben überlebt und durchgehalten. Bis heute. So wie ich. Das haben wir gemeinsam:-). Mein Beruf und ich. 

Das ist Motivation genug, um weiterzumachen. Morgens aufzustehen und in den Tag zu starten. Mich zu stärken und den Akku ebenso in der Natur aufzuladen. Durch lange Spaziergänge. Frische Luft. Und so vielem mehr. Für heute habe ich alles gehabt und erledigt. Nun ist Feierabend. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag:-). Bis bald, eure Nina

138. Beitrag

Einmal umgedreht und schon ist bald  wieder Weihnachten. Weihnachten und Sylvester. Ein weiteres Jahr, das sich dem Ende neigt.

Was für ein aufregendes und richtungsweisendes Jahr. So viel hat sich getan; sich verändert. Neue Wohnung, neuer Job, Hochzeit, neues Lager… Ganz schön viel für ein Jahr. So langsam spüre ich auch die Auswirkungen der positiven Veränderungen. Vieles in meinem Leben hat sich entspannt und beruhigt, verbessert. Es geht alles in die richtige Richtung. 

Und trotzdem kämpfe ich mit meinen Gefühlen. Mit Ängsten und Zweifeln. Waren manche Entscheidungen die richtigen? Hätte ich mir mit manchen Entscheidungen lieber mehr Zeit lassen sollen? Ich meine das in Bezug auf meine Stabilität. Nicht nur negative Ereignisse können mich schnell aus dem Gleichgewicht bringen. Positive ebenso. Oft sogar noch mehr und schneller als negative. Ich kann noch nicht immer daran glauben, dass Sachen auch gut gehen oder halten können. Dass sie gut laufen und mein Leben einfacher machen können. Aber ist das nicht ein extrem hoher Anspruch? Eine extrem hohe Erwartung? Kann und muss es überhaupt so sein, dass Dinge immer gut laufen? Dürfen sie nicht auch mal nicht laufen? Gehört schließlich zum Leben dazu. 

Mir fällt es aber leichter, mit weniger schönen Dingen im Leben umzugehen. Diese einfach zu akzeptieren und anzunehmen. Da bin ich viel geübter drin. Das gehört für mich einfach dazu wie das tägliche Aufstehen und das Bewältigen meines Alltags. Bei den schönen Dingen habe ich es seit Corona irgendwie verlernt. Durch Corona und die damit verbunden tiefe Einsamkeit, in die ich gerutscht bin, ist vieles untergegangen und tief verschüttet worden. Verbuddelt unter einem tiefen Berg von Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit. Ein Berg, durch den mich noch zu selten jemand erreichen kann. Inklusive mich selbst. Ich habe noch nicht immer den Zugang zum Vertrauen in die Welt. Zum Vertrauen, dass auch ich glücklich sein und sich vieles zum Guten wenden darf- wenn ich es dann annehmen kann und mir selber erlaube. 

Aber ich buddel weiter. Buddel mir den Weg frei und kämpfe mich wieder zu mir selber durch. Durch den Berg der Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit hin zum Licht und der Selbstakzeptanz. Bis ich auch das Gute und Schöne in meinem Leben wieder annehmen kann und es wieder selbstverständlicher dazugehört. Wie eben alle anderen Dinge auch. Ich denke, das ist ein guter Weg, meine Ängste und Zweifel etwas weniger werden zu lassen. Ein gewisses Maß an Ängsten und Zweifeln ist nicht schlecht. Schließlich helfen sie uns dabei, uns vor falschen Entscheidungen zu bewahren. Uns zu schützen. Nur in dieser Stärke und Intensität haben sie keine Berechtigung mehr. Auch das gilt es zu verstehen und anzunehmen. Denn nur wenn ich es verstehe, kann ich auch anfangen, etwas zu ändern. Zu hinterfragen, wo sie herkommen und was sie mir eigentlich mitteilen möchten. Auf eine etwas schräge Art das auszudrücken, möchten mich meine Ängste eigentlich nur vor Enttäuschungen bewahren. Möchten mich beschützen. 

Bevor ich dann die Möglichkeit und den Wunsch habe, etwas zum Positiven zu verändern, damit es mir in bestimmten Situationen besser geht, melden sich meine Ängste und legen ihr Veto ein. Dabei sind sie sehr vehement, konsequent und einfallsreich. Und sehr davon überzeugt, was sie denken und von sich geben. Ich habe dann oft das Gefühl, Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter sitzen zu haben. Engelchen sagt:“ Ich möchte endlich vom Jobcenter weg und finanziell auf meinen eigenen Beinen stehen. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben.“ Teufelchen antwortet direkt:“ Ja, aber du kannst es gar nicht, Du bist viel zu schwach dazu.“ Auf jedes Argument hat Teufelchen eine Gegenargument. Ganz egal, ob es etwas mit der Realität zu tun hat oder auch nicht. Engelchen und Teufelchen könnten sich doch die Hand reichen, oder? Einen Schritt aufeinander zugehen. Sie haben ja beide ihre Berechtigung.

Ich denke, dass ich es schaffen kann, Teufelchen zu überzeugen, indem ich mich Situationen stelle, vor denen ich Angst habe. Um ihm zu zeigen, dass ich viel mehr kann als er annimmt. Er hat mich damals in einer ganz anderen Situation abgeholt, in der wirklich nicht mehr viel ging. Da waren große Ängste und Zweifel auch berechtigt, um mich zu schützen. Nur jetzt sieht die Situation eben anders aus. Sie hat sich so sehr zum positiven verändert und verbessert, dass ich nun ganz andere Möglichkeiten habe. Auch das gilt es, dem Teufelchen zu erklären. Und zu zeigen. Ist ganz schön anstrengend im Moment. Ich bin auch ziemlich erschöpft und müde von dieser Überzeugungsarbeit. Aber ich weiß, dass es sich lohnen wird. Also mache ich weiter. Für mich:-). Für mein Leben. Der Weg stimmt. Ich muss ihn nur weitergehen und darf mich nicht abbringen lassen. Ist irgendwie ja auch spannend. Ich halte euch auf dem Laufenden. Bis bald, eure Nina