141. Beitrag

Heute ein neuer Beitrag mit guten Neuigkeiten vorweg:-). Heute Vormittag kam endlich der lang ersehnte Anruf aus der Klinik. Am 1.3. habe ich einen Platz auf der Trauma Station bekommen:-). Ich bin so erleichtert und freue mich regelrecht! Nicht auf die Thematiken und auf das, was mich dort erwartet sondern darauf, dass es endlich weitergeht. Darauf, dass ich nun endlich bereit bin, mich dem zu stellen, was passiert ist. Nicht mehr alles nur mit mir auszumachen und still vor mich hinzuleiden sondern endlich drüber reden und vieles verarbeiten zu können. Mich von einer großen Last zu befreien. Abstand zu den sehr belastenden Situationen zu gewinnen. Wieder fröhlicher zu werden; unbeschwerter; freier; gelöster. Ich wünsche mir, wieder mehr vom Leben zu haben. Wieder mehr dabei zu sein und nicht immer gefühlt neben meinen Mitmenschen zu stehen und mich irgendwie unsichtbar zu fühlen. Es ist so viel Leben auch an mir vorbeigezogen und hat gefühlt nur alle anderen Menschen erreicht. Nur mich nicht. 

Das alles hat seine Gründe und Ursachen.  An denen gilt es zu arbeiten. Sie aufzuarbeiten; Alte Muster aufzubrechen; Alte Verhaltensweisen neu zu erlernen. Zu lernen, noch mehr zu vertrauen und aus mir herauszugehen. Mich noch mehr zu zeigen wie ich wirklich bin. Noch mehr ich zu werden. Noch sind mein Schutzpanzer und meine Ritterrüstung viel zu dick, um von außen durchdrungen zu werden. Zu dick, damit mich jemand oder etwas wirklich erreicht. Zumindest aber in einzelnen Momenten gelingt es dann doch. Da wird mein Panzer schon durchlässig. Bestimmte Personen lass ich schon länger an mich ran und zeige mich in sehr privatem Raum, wie ich wirklich bin. Ohne Panzer und Ritterrüstung. Es ist immer öfter möglich und macht mir Mut, weiter daran zu arbeiten und dem Alten, der Vergangenheit, nicht mehr so viel Raum zu geben sondern der Gegenwart. Dem Hier und Jetzt. Ich hoffe und wünsche mir, dass es mir nach dem Klinikaufenthalt besser gehen wird. Ich noch stabiler, stärker, gelassener werden kann. Mit ganz viel Übung und therapeutischer Unterstützung. 

Natürlich ist das ein Wunsch aber ich kann sehr viel tun und dazu beitragen, dass die richtige Richtung eingeschlagen wird. Eine Therapie ist immer nur so gut, wie ich selbst bereit bin, an mir zu arbeiten. Die Hilfe anzunehmen und mich auf die Therapie einzulassen. Zum Glück habe ich bei diesem Punkt absolut keine Bedenken. Ich werde jede Chance wahrnehmen und annehmen, die sich mir bietet. Jeden Moment. Ich weiß, dass eine Therapie kein Wunschkonzert ist. Aber meine Einstellung dazu stimmt. Es wird sich alles fügen. Was passiert, passiert. Und was nicht, das eben nicht. Ich bin sehr froh und dankbar für diese Chance, an mir zu arbeiten und mir dadurch eine noch bessere Zukunft zu ermöglichen. Mir und meinem Leben eine weitere Chance auf Verbesserung zu ermöglichen. Das bin ich mir wert:-). Diese Chance habe ich verdient und darf sie auch annehmen. So wie jeder andere Mensch auch.

Die nächsten zwei Wochen, bis es losgeht, werde ich nicht mehr zu voll packen. Ein bisschen arbeiten, Lebensmittel retten gehen, Haushalt machen. Mir mein Nest, mein Zuhause weiter ausbauen. Und natürlich ganz viel spazieren gehen, meditieren, Freunde treffen, rausfahren. Zum Glück gibt es genug Möglichkeiten, meine Zeit bis zur Klinik gut rumzubekommen. Ohne, dass zu viel Druck entsteht. Denn ich bin ziemlich aufgeregt. Jetzt geht es darum, diese Aufregung liebevoll anzunehmen. Sie hat absolut ihre Berechtigung und möchte auch angesehen und wahrgenommen werden. Es geht um so viel… Da darf ich auch aufgeregt sein:-). 

Gleich werde ich noch einen zweiten Spaziergang für heute einlegen. Oder mich vorher noch ein bisschen auf den Balkon setzten. Erlaubt ist, was gut tut. Und davon erlaube ich mir nun eine ganze Menge:-). Bis bald, eure Nina

 

2 Gedanken zu „141. Beitrag

  1. Carolin Fährmann

    Hallo liebe Nina,

    vielleicht erinnerst du dich noch an mich. Wir saßen in der Oberstufe im Chemie-Leistungskurs bei Doktor Dierks und haben mal im Sportunterricht zusammen eine Choreografie einstudiert. Ich glaube, ich bin über Karsten Kurze vor ein paar Jahren auf deinen Blog gestoßen und habe seither in Abständen den einen oder anderen Eintrag gelesen.
    Ich hoffe inständig, dass ich in dieser Zeit nicht unbeabsichtigt(!) mit meinem Verhalten dazu beigetragen habe, dass es dir schlecht ging. Falls doch, möchte ich mich aufrichtig dafür entschuldigen.
    Wie es der Zufall will, habe ich mich nach vielen Irrungen und Wirrungen (hatte auch ein gewisses Päcklein aufzuarbeiten) nochmals für ein Studium entschieden und schließe voraussichtlich nächstes Jahr als klinische Psychologin ab. Persönlichkeitsstörungen werden in meiner Arbeit einen Schwerpunkt bilden. Eine Herzensangelegenheit: dass Dinge früher erkannt und viel Leiden vermieden werden kann.
    Umso spannender, dass fast im selben Zeitrahmen deine Geschichte an meinem Wahrnehmungshorizont aufploppte. Ich bin sehr beeindruckt, wie tapfer du dich allem stellst und welche Weisheit mittlerweile im Umgang mit deiner Diagnose aus deinen Texten spricht. Wie nachsichtig und akzeptierend du mit dir umgehst. Wie du im Rahmen deiner Kräfte und gleichsam unermüdlich an einem besseren „morgen“ arbeitest und jeden Tag die Weichen dafür stellst. Ich bin der Überzeugung, dass jeder, der diese Aufgabe annimmt, eine Medaille verdient hat, denn dass ist definitiv keine Kleinigkeit.
    Ich lese, dass du im März wieder einen Klinikaufenthalt vor dir hast. Ich wünsche dir schon jetzt alles Gute dafür, und dass du in dir immer alles finden wirst, was du brauchst, um die nächste Aufgabe zu lösen. Im Hier und Jetzt.

    Ganz liebe Grüße
    Carolin

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    1. Ninchen Beitragsautor

      Hi Carolin:-),
      das ist ja eine Überraschung:-). Ich erinnere mich sogar noch gut an dich und habe auch dein Gesicht vor Augen.
      Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Hat mich richtig berührt:-). Es ist wirklich nicht leicht, gefühlt mit einem Berg an Gepäck durchs Leben zu gehen… Und trotzdem immer nach vorne zu schauen und weiterzumachen… In manchen Phasen ist es leichter, in manchen schwerer. Im Moment eher wieder schwer.
      Aber gestern hatte ich das Erstgespräch mit einer Traumatherapeutin. Da bin ich guter Dinge:-).
      Es ist total schön zu hören, dass es auch dir besser geht und du deinen Weg nun gefunden hast. Respekt:-). Die Motivation, Leiden früher zu erkennen und vielleicht sogar zu verhindern, ist die schönste Motivation und der beste Antrieb den es gibt! Einfach klasse, dass es Menschen wie dich gibt, die andere Menschen begleiten und ihnen helfen möchten. Das ist so wichtig.
      Wenn es für dich okay ist, würde ich dich die Tage mal per Mail anschreiben.
      Ich habe mich auf jeden Fall sehr darüber gefreut, von dir zu hören:-).
      Viele liebe Grüße, Nina

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