Archiv der Kategorie: Herzlich willkommen

76. Beitrag

Ich muss ja mal sagen, dass ein langer Spaziergang mindestens genau so hilft wie eine Therapiestunde. In den letzten Tagen habe ich mich ziemlich eingeigelt; bin nicht ans Telefon gegangen, habe die meiste Zeit geschlafen oder mich auf dem Sofa verbuddelt.

In solchen Phasen ist es immer so, dass sich die Gedanken aufstauen. Der Vergleich mit einem Stausee ist zwar sehr bildlich aber es verdeutlicht, wie viel Druck entsteht, wenn sich die Gedanken so sehr aufstauen. Genaugenommen entsteht nicht nur Druck sondern auch eine enorme Anspannung… Gestern war ich auch tatsächlich nicht spazieren. Das habe ich heute extrem gemerkt. Ich bin dann ziemlich unausgeglichen und gleichzeitig auch hochgeputscht. Mir hat die tägliche Bewegung so sehr gefehlt!! Dementsprechend hat es heute fast bis zum Ende des Spaziergangs gedauert, bis ich mich endlich wieder frei und erleichtert gefühlt habe!! Das war vielleicht ein Glücksrausch:-). Und auch absolut notwendig!!!

Letzte Woche hat es mich das erste Mal so richtig genervt, dass ich morgens nicht aufstehen will. Ich könnte es ja tun aber ich will nicht. Ein Teil von mir weigert sich komplett, am Leben teilzunehmen. Der andere Teil hingegen ist davon schwer genervt. Momentan ist der Teil, der nicht will aber noch stärker. Ich kann mir den Wecker stellen so viel ich will. Genau so oft schalte ich ihn morgens wieder aus und bleibe trotzdem liegen. Da bin ich ziemlich hartnäckig und konsequent… Ich weiß momentan auch nicht so wirklich, womit ich mich motivieren kann. Irgendwie ist da nichts… Oder niemand, der auf mich wartet. Oft denke ich darüber nach, mir einen Hund zu kaufen. Das würde mir sicher sehr helfen. Ein bisschen Gesellschaft. Noch habe ich Angst vor der Verantwortung, da ich dann ja definitiv früher aufstehen muss. Vielleicht würde es helfen, vielleicht würde es mich aber auch zu sehr unter Druck setzen. Schwer zu sagen…

Also heißt es: Abwarten und schauen, ob und wann ich morgens mal wieder Lust habe aufzustehen. Und nicht erst mittags. Oder nachmittags… Viel erfreuliches habe ich heute leider nicht zu berichten. Manchmal ist es einfach wie es ist… Da heißt es Daumen drücken, dass es in absehbarer Zeit mal wieder besser wird.

Bis bald, eure Nina

75. Beitrag

Das heutige Thema fiel mir eben beim puzzlen ein. Bzw. oft ist es so, dass viele Themen in mir schlummern, sie aber noch nicht ausgereift sind, um darüber zu schreiben. Oft fehlen mir auch die richtigen Worte. Oder Erkenntnisse. Die Gedanken kreisen in meinem Kopf herum, können aber noch keinem konkreten Thema zugeordnet werden, da noch Teilstücke zur Erkenntnis fehlen. Oder die richtigen Worte.

Jedenfalls kam mir eben beim puzzlen die Erkenntnis, weshalb ich so gerne Skispringen gucke. Es hat was mit dem Thema „Grenzen ausloten“ zutun. Gott sein Dank reicht es mir heute aus, bei anderen zuzuschauen, wie sie an die äußersten Grenzen gehen. Geschwindigkeit und Höhe sind die Aspekte, um die es auch bei mir früher ging. Ich bin früher des Öfteren mit voller Geschwindigkeit über die Autobahn gerauscht oder auf Bahngleisen spazieren gegangen und kurz bevor der Zug kam von den Gleisen gesprungen. Das hat mir immer einen ziemlichen Kick gegeben und mir diverse Adrenalinräusche verschafft. Und das alles immer mit dem vollen Wissen im Hinterkopf, dass es auch schief gehen kann… Das war mir absolut bewusst. Und trotzdem habe ich es immer wieder gemacht. Habe das Schicksal herausgefordert und die Gefahr gesucht. Frei nach dem Motto: Höher, schneller, weiter. Je riskanter desto besser. Desto mehr habe ich mich gespürt. Desto mehr habe ich mich lebendig gefühlt. In diesen Momenten habe ich voll und ganz gespürt, dass ich am leben bin.

Zum Glück habe ich in der Therapie gelernt, dass es auch ungefährlichere Wege gibt, mich zu spüren; mich wahrzunehmen; zu spüren, dass ich am leben bin. Ich musste über die Jahre überhaupt wieder einen Bezug zu mir bekommen. Schauen, wer ich bin und was mich ausmacht. Erst, nachdem ich mich wiedergefunden habe, konnte ich in der Therapie gezielt nach Wegen suchen, mich auf eine sanfte, liebevolle Art und Weise zu spüren. Ohne Adrenalinrausch im Hintergrund, der „nur“ ein Ausdruck der Extreme ist, in der ich gelebt habe und den ich im Einzelfall auch noch immer lebe. Natürlich spielt im Hintergrund auch heute noch das Thema Selbstzerstörung (destruktives Verhalten) eine Rolle. Das ist leider ein sehr typisches Merkmal dieser Erkrankung. Ich würde es heute mit einem trockenen Alkoholiker vergleichen. Man bleibt immer gefährdet, denn die Sucht bleibt. Bei einem Alkoholiker die Sucht nach Alkohol. Bei einem Borderliner die Sucht, sich selber zu verletzen- auf welche Art und Weise auch immer. Sei es ritzen, sich gedanklich selber immer wieder runtermachen und sich klein halten oder eben das sogenannte „Hochrisikoverhalten“ (z.B. zu schnelles Autofahren). Und viele weitere Art und Weisen, sich selber zu schaden.

Es geht heute darum, dass ich mir absolut bewusst darüber bin, dass ich niemals wieder gesund werde sondern mein Leben lang mit dieser Störung (und den Begleiterkrankung, wie z.B. Depressionen) leben muss. Das zu akzeptieren und zu verstehen ist der wichtigste Schritt überhaupt!! Ohne die Akzeptanz wird ein vernünftiges Leben nicht möglich sein. Für mich war damals, als ich die Diagnose bekommen habe, am wichtigsten, zu wissen, dass es Wege gibt, mit der Erkrankung zu leben. Dass ich lernen kann, damit umzugehen und trotzdem ein lebenswertes Leben leben kann.

Dass es jeden Tag eine Herausforderung ist, war mir damals nicht unbedingt bewusst. Aber heute muss ich „leider“ sagen, dass es so ist. Jeder Tag ist anders. JederTag hält neue Herausforderungen bereit, die mich momentan oft an die Grenzen meiner Balastbarkeit bringen… Deshalb lenke ich mich momentan extrem mit puzzlen ab. Puzzlen ist für mich wie eine Meditation. Da vergesse ich alles um mich herum und kann mich komplett fallen lassen. Das hilft mir extrem. Ansonsten gehe ich weiterhin jeden Tag spazieren, geniesse dabei die frische Luft und die Bewegung. Außerdem beginne ich langsam mit dem Frühjahrsputz. So wird es immer sauberer bei mir und alles findet wieder seinen Platz. Ich mag es sehr, wenn ich meine eigene Ordnung und Struktur habe. Wenn ich weiß, was kommt und wo alles liegt, was ich im Alltag so brauche.

Das hilft mir alles durch schwerere Zeiten. Ebenso mein Antidepressivum. Und natürlich meine Lieblingsbeschäftigung: Schlafen;-). Ganz viel schlafen. Zum Glück klappt das momentan recht gut. Vielleicht, weil ich den Tag über doch häufig sehr aktiv bin. Alleine mit putzen, spazieren gehen, einkaufen, etc. verbringe ich mehrere Stunden am Tag. Dann darf ich auch ein paar Stunden mehr schlafen als sonst;-). Und genau das werde ich gleich auch tun. Und euch weiter en meinem Leben teilhaben lassen:-).

Bis bald, eure Nina

74. Beitrag

Momentan schwelge ich oft in Erinnerungen. In Wünschen und Träumen, die ich mir erfüllt habe; die wahrgeworden sind. Und noch so vieles mehr:-). Es fühlt sich grade ein wenig so an, als wenn ich ein Resümee meines Lebens ziehe. Ich bin zwar erst 39 Jahre alt, habe manchmal aber das Gefühl, als wenn ich 80 bin.

Ich glaube, das hängt ganz viel mit meinem jetzigen Stand im Leben zusammen. Die erste Hälfte meines lebens ist nun um. Da fällt es leicht zurückzuschauen. Insbesondere auf das zu schauen, was mich glücklich gemacht hat. Da wären zum Beispiel mein 6- monatiger Aufenthalt in Neuseeland, diverse andere Reisen, meine Jobs, die ganzen Menschen, die ich in der Zeit getroffen und liebgewonnen habe und sogar die Monaten im Krankenhaus sowie die ambulanten Therapien. All diese Begegnungen, Momente, Reisen, etc. haben mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin:-).

Ich bin also nun in der Mitte meines Lebens angekommen und weiß, Gott sein Dank, dass ich mir alles erfüllt habe, was ich mir gewünscht habe. Oft habe ich ein Leben auf der Überholspur gelebt- besonders in meinen 20er Jahren. Danach bin ich zunehmend ruhiger geworden. Bis zu meinem komplett Zusammenbruch mit 32. Das ist tatsächlich schon 7 Jahre her. Heute kann ich mein Leben nun sehr viel ruhiger angehen. Habe ich doch soweit nichts mehr, was ich mir erfüllen möchte oder mir wünsche. Wenn, dann sind es kleine Dinge. Kleine Dinge, die auch heute noch, oder wieder, erreichbar sind. Kleine Dinge, die mir heute ausreichen; die mich erfreuen und zufrieden machen. Diese kleinen Dinge ergeben sich häufig im Alltag. Täglich nehme ich sie wahr und freue mich drüber:-).

Das schöne ist, dass ich auf nichts mehr hinarbeiten muss sondern mit dem zufrieden bin, was ich erreicht habe und wo ich heute stehe. Klar sehe ich das nicht unbedingt 24 Stunden am Tag so. Aber immer öfter und länger. Das ständige erreichen wollen von hohen Zielen hat mich über die Zeit so unendlich müde gemacht. Und diese Müdigkeit schleppe ich auch nach wie vor mit mir rum… Deshalb bin ich so froh, keine großen Ziele im Leben mehr erreichen zu müssen sondern einfach „nur“ zu leben und mich an den Dingen, Gegebenheiten, Umständen und Menschen zu erfreuen, die da sind. Das Gefühl, alles zu haben was ich brauche, ist sehr beruhigend und entspannend!! Es trägt auf jeden Fall auch zu einer Stabilisierung meiner Gefühle bei. Ja, wenn nicht sogar zu einer Gelassenheit, die ich mir schon lange wünsche…

Ich merke es auch daran, dass ich jetzt viel besser ohne Beruhigungsmittel schlafen kann und deutlich weniger Kopfschmerzen habe. Ich habe das Gefühl, dass sich so langsam alles wieder einrenkt. Natürlich nicht 24 Stunden am Tag; aber der Weg stimmt! Es geht in die richtige Richtung.

Vielleicht bleibt es so, vielleicht auch nicht. Ich werde es sehen und euch weiter dran teilhaben lassen:-).

Bis bald, eure Nina

73. Beitrag

Wir haben es jetzt schon Ende Januar und ich habe bisher nur an ganz wenigen Tagen Kopfschmerzen gehabt:-). Ich glaube, meine Präventionsarbeit trägt mittlerweile deutliche Früchte:-). Am wichtigsten ist dabei nach wie vor die Bewegung. Spaziergänge sind dabei absolut ausreichend. Lange habe ich überlegt, ob ich wieder mit Sport anfange. Speziell mit Nordic Walking und Fahrrad fahren. Dann habe ich aber gemerkt, dass der Druck für mich zu groß ist, der damir von meiner Seite verbunden ist. Also lasse ich es mit dem Sport bleiben und gehe dafür weiterhin jeden Tag spazieren. Außerdem versuche ich, so weit es geht, überall zu Fuß hin zu laufen. Meistens zusätzlich zu den Spaziergängen. Und grundsätzlich mehr in Bewegung zu sein. Sei es beim Putzen, Einkaufen oder anderen Alltagsaktivitäten.

Gleichzeitig spüre ich mich den nachlassenden Schmerzen wieder viel mehr Lebensfreude:-). Zudem stellt sich zunehmend ein Gefühl von Entspannung und Gelassenheit ein. Eigentlich schon seit Anfang Dezember. Zu dem Zeitpunkt zwar immer nur sehr kurz. dafür aber deutlich spürbar! Seit Anfang Januar kann ich sowohl die Entspannung als auch die Gelassenheit schon länger halten:-). Mal kürzer, Mal länger. Seit einer knappen Woche fast durchgängig:-). So weit war ich schon lange nicht mehr! Da ist es auch nicht mehr schlimm, dass ich fast jeden Tag erst gegen Mittag aufstehe. Es ist eben wie es ist. Mit dem Aufstehen ist es wie mit dem Sport: Zu viel Druck und Erwartungshaltung von meiner Seite. Also stehe ich weiterhin einfach auf, wenn ich wach bin und mich bereit fühle. Solange ich überhaupt aufstehe ist es für mich kein großes Problem mehr. Auch in diesem Punkt spüre ich eine gewisse Gelassenheit. Alles ist ok so wie es ist- solange ich nicht anfange, darunter zu leiden. Und das tue ich im Moment absolut nicht. Im Gegenteil: Es ist unheimlich schön, erst dann aufzustehen, wenn ich auch bereit dafür bin. Danach habe auch ich meinen Alltag. Für die nächste Zeit auch noch komplett ohne Termine. Also ohne Verabredungen, ohne Ergotherapie, ohne Lebensmittelretten. Das ist eine weitere Freiheit, die ich mir gewähre und gönne. Termine und Verabredungen sind für mich leider immer mit sehr viel Druck und Erwartungshaltung verbunden. Auch, wenn ich mich eigentlich drauf freue.

Mittlerweile spüre ich aber deutlich, dass es mir sehr hilft, zunehmend weniger Termine und Verpflichtungen zu haben! Mein Leben ist dadurch deutlich einfacher! Ich spüre bei Weitem nicht mehr so viel Druck! Und auch die Anspannung lässt automatisch nach:-). Mir geht es damit also deutlich besser! Natürlich ist das für niemanden leicht zu verstehen. Selbst für mich nicht immer. Für mein direktes Umfeld sicherlich noch viel weniger. Und doch sind sowohl meine Familie als auch meiner Freunde sehr verständnisvoll! Alle versuchen, mich zu unterstützen und zeigen sich offen und bereit, sich auch spontag mit mir zu treffen:-). Das ist unglaublich erleichternd und hilfreich!! Denn ich will mich ja auch mit meiner Familie und meinen Freunden treffen:-). Nur eben ohne zu viel Druck und Anspannung. Dafür ist es dann umso schöner:-),

Für heute muss ich dann auch schon Schluss machen, da ich gleich noch schnell zum Bibliotheksbus möchte, um mir neue Bücher auszuleihen. Das allabendliche Lesen ist ein sehr liebgewonnenes Ritual, das ich nicht mehr missen möchte:-). Es trägt nämlich auch deutlich zur Entspannung bei.

Dann bis bald, eure Nina

72. Beitrag

Willkommen zurück:-). Mein Internet funktionierte fast 10 Tage nicht. Deshalb hatte ich gezwungenermaßen eine Internetauszeit. Es war wirklich interessant und spannend zu beobachten, wie mir diese Tatsache zu schaffen gemacht hat… Insbesondere die Tatsache, dass das Internet nicht verfügbar ist hat mich absolut durcheinander gebracht… Als wenn ich schon eine gewisse Abhängigkeit entwickelt habe… Vielleicht ist es aber auch weniger schlimm. Es ist ja nicht so, dass ich nicht wusste, wie ich meine Zeit verbringen soll. Das klappte nämlich wunderbar:-). Ich war wieder mehr draußen unterwegs. Egal ob Spaziergang, ein Besuch in der Stadtbibliothek, ein Bummel durch die Innenstadt, … Möglichkeiten gab es genug. Und diese habe ich auch ausführlich genutzt. Zwischendurch war ich dann sogar froh, dass mein Internet nicht funktioniert hat. Bei den ganzen Negativmeldungen und Katastrophen…. Manchmal ist es wirklich besser, das alles auszublenden und lieber bei mir zu bleiben. In meiner eigenen kleinen Welt. In der ich selber die Richtung bestimmen kann. Mich nur für das öffne, was wirklich zählt und wichtig ist. Und nicht für das, was ich sowieso nicht ändern kann.

Mein Internetproblem konnte ich dann mit Hilfe und Unterstützung lösen. Die 10 Tage ohne haben mir aber deutlich gezeigt, wo ich noch Schwächen habe. Nämlich dahingehend, dass ich es nur sehr schwer ertragen kann, wenn meine Struktur durch äußere Einflüsse unterbrochen wird. Insbesondere dann, wenn Probleme sich nicht auf dem kurzen Weg lösen lassen sondern es Zeit braucht… Und dann noch andere Menschen involviert sind. Wenn es also um die Themen Vertrauen und Kontrolle geht. Das fällt mir noch immer sehr schwer; möchte ich doch lieber alles alleine regeln und beheben können; möchte mich lieber nur auf meine eigene Handlungsfähigkeit verlassen… Möchte, dass mein Tagesablauf, meine Tagesstruktur nicht unterbrochen wird…. Spontanität geht grade so überhaupt nicht. Ich kann mich darauf nicht einlassen; Spontanität verunsichert mich… Muss ich doch grade im Moment immer wissen, was als nächstes kommt, um meine Sicherheit zu behalten und den Alltag leichter und besser zu schaffen. Das ist momentan die Situation und die Zeit.

Und trotzdem gehe ich raus; nehme am Leben teil. Lasse mich nicht unterkriegen. Es geht immer weiter. Egal wie. Mal ist es schwer, dann wieder leicht. Manche Nächte sind schwer auszuhalten und mache richtig gut. Ich versuche, vieles zu nehmen wie es kommt; mich einzulassen so gut es eben geht. Zu akzeptieren, dass manches eben nicht geht und trotzdem stolz auf mich zu sein:-). Auf das, was ich trotz allem schaffe und erreiche. Für mich. Für mein Leben:-). Für die Gegenwart und die Zukunft:-).

ich bin gespannt, was das Leben noch so für mich bereithält.

Bis bald, eure Nina