Archiv der Kategorie: Herzlich willkommen

104. Beitrag

In letzter Zeit ertappe ich mich immer wieder, dass ich zunehmend in den Opfermodus zurückrutsche. Soll heißen: Ich mache Gott und die Welt für meinen Gesundheitszustand verantwortlich. Ziemlich destruktiv, würde ich sagen. Es ist aber auch so viel leichter, alles von mir wegzuschieben, als selber Verantwortung für mein Handeln, für mein Leben zu übernehmen. Entweder ist es mir zu heiß, zu laut, die Corona Krise nervt, etc. Ganz egal, was sich grade anbietet: Es wird dankbar von mir angenommen;-). Nur führt es zu nichts. Im Gegenteil: Ich verpasse viele Chance und Gelegenheiten, um wieder zu Kräften zu kommen oder einfach ein glücklicheres Leben zu führen. Ich halte mich selber davon ab…

Alte Verhaltensweisen und Strukturen haben dann eher wieder Platz zurückzukehren und sich breit zu machen- in der Opferrolle. Manchmal macht es mir noch sehr viel Angst, wenn sich neue , gesunde Verhaltensweisen langsam etablieren und immer stärker werden.. Sie alte Strukturen verdrängen … Damit komme ich manchmal noch nicht so gut klar. Dann habe ich das Gefühl, etwas zu verlieren.. Etwas, was in schweren Zeiten immer verlässlich da war (ist). Wie ein guter Freund. Niemand möchte einen guten Freund verlieren… Ich auch nicht. In Zukunft wird es aber wichtig werden, die alten Strukturen gehen und mich zu 100% auf Neues einzulassen. Vielleicht ist die Bereitschaft dafür in Krisenzeiten noch nicht vorhanden??? Möglich wäre es. In normalen Zeiten, also ohne Krise, lebe ich all die neu erlernten gesunden Strukturen und Verhaltensweisen. Sie haben einen festen Bestandeil im Alltag. Nur ist jetzt grade keine normale sondern Krisenzeit. Nach wie vor.

Und trotzdem versuche ich grade jetzt ganz bewusst destruktive Gedankengänge und Verhaltensweisen zu unterbrechen; sie zu identifizieren und zu entlarven. Dadurch nehme ich ihnen ihre Macht, denn ich kenne meine Dämonen und weiß mit ihnen umzugehen. Sie mögen es nämlich gar nicht, enttarnt bzw. entlarvt zu werden;-). Können sie dann nicht mehr im Verborgenen agieren und mich weiter manipulieren.

Klar ist es draußen im Moment schwül, heiß und unangenehm; klar nervt die Coronakrise; zumindest zum Teil. Aber das sind nun mal Ereignisse, die von außen an mich herantreten und nicht durch mich verursacht oder verschuldet sind. Diese Erkenntnis hilft mir immer sehr dabei, die Situation anzunehmen und zu akzeptieren. Und trotzdem sind da immer wieder diese kleinen Teufelchen, die rechts und links auf meiner Schulter sitzen und mir immer wieder ins Ohr flüstern: „Ich halte die Hitze nicht länger aus. Ständig diese Kopfschmerzen und Corona hat mein Leben zerstört und mir alles kaputtgemacht.“ Ein ganzschön schweres Los, wenn alles wahr wäre, was sie mir ins Ohr flüstern. Jeder negative Gedanke wird aber immer stärker und immer öfter von meinem gesunden Anteil ins Gegenteil verkehrt: Zum Beispiel der sich immer wiederholende, destruktive Gedanke: „Ich halte die Hitze nicht länger aus.“ Dem entgegne ich stets mit dem Satz: „Wenn ich es nicht aushalten würde, wäre ich ja nicht mehr am Leben.“ Außerdem gibt es ja Abhilfe durch meine beiden Ventilatoren und diverse Kühlakkus. Zudem lässt es sich im Park recht gut aushalten. Auch Gegenfragen gehören zu meinem Repertoire und helfen dabei, die Situation anzunehmen. Ändern kann ich sie ja eh nicht. Die Gegenfrage lautet immer: „Was ist denn so schlimm daran, alles ein wenig langsamer und entspannter anzugehen?“ So entstehen wirklich spannenden Dialoge in meine Kopf. Ich muss mich nicht von meinen negativen Gedanken leiten lassen. Es liegt an mir und in meiner Hand es nicht zu tun. Ich muss mich lediglich dafür entscheiden und alte Muster identifizieren, entlarven und sie hinterfragen, ob sie in der heutigen Zeit noch so eine Bedeutung haben, wie sie sich herausnehmen. Aber auch das ist eine Entscheidung, die ich aktiv und bewusst treffen muss. Spannendes Thema! Da gibt es sicher noch eine Fortsetzung. Aber nicht mehr heute;-). Ein anderes Mal.

Dann bis bald, eure Nina

103. Beitrag

Himmel ist das warm im Moment! Wahnsinn! Die Müdigkeit macht träge und ich habe gleichzeitig die ganze Zeit das Gefühl, etwas zu verpassen… Beides zusammen verträgt sich dann auch nur bedingt.. Ich bin ziemlich unruhig und möchte die ganze Zeit rausgehen, um etwas zu unternehmen; am Leben teilzunehmen und nicht die ganze Zeit in meiner Wohnung rumzuhängen.. Da steigt die Anspannung schnell wieder an… Da bin ich lieber draußen und gleichzeitig in Bewegung. Tagsüber bin ich eher in meiner Wohnung; aber abends, wenn es dann abkühlt, geht`s raus! Da hält mich nichts mehr.

Dadurch habe ich Samstag Abend einen wunderschönen Sonnenuntergang an der Weser sehen und fotografieren können:-). Das hat mich gut von der inneren Unruhe abgelenkt und mir gleichzeitig ein positives Gefühl vermittelt. Außerdem war ich gut und gerne 1,5 Stunden unterwegs, sodass auch die Anspannung wieder auf ein erträgliches Maß gesunken ist. Dementsprechend gut konnte ich die Nacht darauf auch schlafen. Seit 5 Nächten schon kann ich nun auch endlich das Beruhigungsmittel weglassen und wieder ohne Chemie schlafen. Und das trotz der Hitze (ich wohne im Dachgeschoss; da ist auch nachts keine große Abkühlung in Sicht). Natürlich wache ich nachts auf aber ca. 4 Stunden am Stück kann ich schlafen. Zum morgen hin wird es dann immer unruhiger und die Schlafphasen immer kürzer. Aber immerhin:-). Es reicht um gut durch den Tag zu kommen und mein kleines Tagespensum eforlgreich zu schaffen.

Worüber ich mich auch sehr freue ist, dass ich seit einigen Tagen keine permanenten Kopfschmerzen mehr habe. Das wirkt sich auch gleich auf meine Geamtsituation und die Gedanken aus… Ich fühle mich sehr viel stärker und zuversichtlicher:-). Dadurch nehmen auch die schlimmen Gedanken ab, haben sie nun keine große Angriffsfläche mehr. Außerdem kann ich sie durch meinen besseren Gesamtzustand schneller und effektiver abwehren. Ich lasse sie zwar einmal kurz zu, mache ihnen dann aber klar, dass ich sie in dieser Form und Heftigkeit nicht dulde und sie dazu auch keine Berechtigung haben. In dem Moment findet in meinem Kopf ein Dialog zwischen der destruktiven und der gesunden Seite statt. Der gesunde Anteil in mir ist stärker als der destruktive, ungesunde Anteil. Ich muss allerdings extrem aufpassen, dass die Rahmenbedingungen stimmen und alles dafür tun, keine Kopfschmerzen zu bekommen…. Denn die ständigen Kopfschmerzen sind der Auslöser für die extrem destruktiven und heftigen Gedanken… Das spüre ich nun, wo sie weg sind, ganz deutlich! Habe ich keine Kopfschmerzen bin ich sehr viel stärker und wiederstandsfähiger! Negative Gedanken und Ereignisse habe dann nur eine kleine Chance, an mich heranzukommen und mich anzugreifen. Dann bin ich viel handlungsorientierter und finde viel schneller Lösungen für Probleme oder Unannehmlichkeiten. Bin fröhlicher und zuversichtlicher. Kann die Gegenwart viel mehr genießen und in die Zukunft schauen. Und ich kann mir selber mehr Mut machen. Ohne Schmerzen ist das Leben so viel leichter, angenehmer, schöner und besser auszuhalten!!!!! Zum Glück weiß ich durch meinen Krankenhausaufenthalt letztes Jahr, dass die Kopfschmerzen von der Psyche kommen. Allerhöchste Zeit also, mich wieder an das zu erinnern, was ich in der Therapie gelernt habe. Und höchste Zeit, wieder mehr an mich zu glauben und mir mehr zuzutrauen. Zum Glück habe ich damit wieder angefangen! Und es war ziemlich schnell von Erfolg gekrönt! Die permanenten Kopfschmerzen sind nun seit einigen Tagen verschwunden und werden hoffentlich noch weiter in der Versenkung verschwunden bleiben;-). Es liegt allein an mir, dafür zu sorgen, dass sie da bleiben, wo der Pfeffer wächst;-).

Drückt mir bitte die Daumen, dass ich es auch in Zukunft schaffen werde, die Schmerzen zu vertreiben, damit eben die gesunden und heilen Anteile in mir weiter wachsen können und mein innerer Frieden zurückkehrt… Viel mehr brauche ich nicht mehr und viel mehr wünsche ich mir auch nicht mehr. Einfach nur ein ruhiges, entspanntes, friedliches und schmerzfreies Leben! Nicht mehr aber auch nicht weniger…

Bis bald, eure Nina

102. Beitrag

Im Moment komme ich kaum dazu zu schreiben. Zu sehr bin ich seit vielen Wochen mit meiner Krisenbewältigung beschäftigt. Aber es zeichnen sich nun erste deutlichere Erfolge ab:-).

Seit letzter Woche schon bin ich fast jeden Tag mehrere Stunden unterwegs. Oft handelt es sich dabei um lange Spaziergänge inklusive Picknick im Park oder am See. Aber auch kleinere Aufgaben, wie zum Beispiel Pfandflaschen abholen und wegbringen, fallen darunter. Dadurch habe ich immer ein kleines Erfolgserlebnis und zusätzlich noch ein kleines Taschengeld, wovon ich mir immer etwas Besonderes kaufe. Letzte Woche war es ein dicker Rätselblock. Ich liebe Kreuzworträtsel:-). Stundenlang kann ich diese lösen! Das lenkt mich so wunderbar von meiner Krise ab und verschafft mir unbeschwerte Stunden. Diese wiederum wirken sich dann wieder positiv auf meine Gesamtverfassung aus… Und so dreht sich die Schleife dann zum Glück wieder nach oben- und nicht noch weiter nach unten… Viel tiefer geht`s aber auch nicht mehr…

In der restlichen Zeit, die ich außerhalb meiner Wohnung verbringe, bummele ich durch Einkaufscenter, bin in der Stadtbibliothek oder sitze, in ganz schlechten Momente, auf einem Parkplatz in meinem Auto und genieße einfach nur die Ruhe… In ganz schlechten Momenten ertrage ich einfach überhaupt nichts mehr… Keine Geräusche im Haus, kein Kindergeschrei, kein Hundegebell…. jedes Geräusch ist dann zuviel und verursacht tatsächlich körperliche Schmerzen. Das fängt bei Nervenschmerzen an und hört bei starken Kopfschmerzen (inklusive mehrere Migräneattacken in der Woche) auf. Dazwischen bieten sich auch gerne noch Rückenschmerzen an;-). In manchen Momenten hilft nur noch Galgenhumor. Mit menschlicher Stärke ist das sonst nicht mehr zu ertragen… Es wird also Zeit, dass es wieder aufwärts geht!!!! Für Tage, an denen ich keine Geräusche mehr ertrage und durch die Schmerzen auch kein Auto mehr fahren kann, habe ich mir jetzt Schallschutzkopfhörer aus dem Baumarkt besorgt. Die kann ich wärmsten weiterempfehlen!!! Sie sind eine unheimliche Erleichterung!!! Dadurch bin ich dann nicht mehr so auf die Geräusche fixiert, die mich besonders Nerven (besonders schreiende Kinder sind für mich momentan die Hölle! Das ist wie Folter! Da bekomme ich solche Nervenschmerzen, dass ich am ganzen Körper anfange zu zittern. Manchmal tut mir durch diese Schmerzen der Rücken so weh, dass ich nicht mehr richtig Luft bekomme… Alles nicht wirklich witzig…)

Zum Glück habe ich die Gewissheit, dass auch diese Zeit wieder vorübergeht. Und für die Übergangszeit habe ich zum Glück nun meine Kopfhörer. Das ist natürlich keine Dauerlösung aber für zwischendurch absolut in Ordnung. Ich werde auf jeden Fall in absehbarer Zeit mit einer weiteren Psychotherapie beginnen. Momentan finde ich leider keine Therapeuten. Sie haben alle Aufnahmestopp. Oder ich werde gleich am Telefon weggedrückt.. Ist wirklich sehr aufbauend in dem Moment;-). Und sehr hilfreich noch dazu;-). Achtung:Galgenhumor!!! Mir hat das Abgewiesenwerden fast den Rest gegeben…. Immerhin habe ich jetzt für den 9.11. einen Termin bei einem neuen Psychiater hier in Bremen. Zu meiner alten Psychiaterin gehe ich ja nicht mehr. Deshalb stand sowieso ein Wechsel an. Nur das es so lange dauert… Naja…

Dann muss ich auch durch diese Krise weiterhin ohne therapeutische Unterstützung durch. Seit letzter Woche denke ich immerhin selber wieder, dass ich es schaffen kann. Letztendlich muss ich da eh alleine durchgehen. Aber Unterstützung wäre schon sehr hilfreich! Zum Glück bin ich nicht alleine und habe liebe Menschen, die mich unterstützen:-). Mir kleine Aufgaben geben und sich immer mal wieder bei mir melden; mich nicht allein lassen und mir auch nicht das Gefühl geben, alleine zu sein. Oft hilft ein Angebot schon so viel weiter! Auch wenn ich es im Moment nur sporadisch und spontan wahrnehmen kann so weiß ich doch, ich könnte jederzeit auf Angebote, wie zum Beispiel ein Treffen zum Kaffeetrinken oder Spazierengehen, zurückgreifen. Ein Stück Normalität und schöne gemeinsame Stunden sind nicht nur in Krisenzeiten extrem wichtig. In solchen Zeiten aber ganz besonders. Denn dann habe ich nicht oft das Gefühl, damit alleine zu sein und mich nicht immer nur alleine um alles kümmern zu müssen. Für diese Menschen bin ich sehr dankbar!!!! Sie sind Seelentröster in dunklen Stunden und machen das Leben auch sonst wertvoll:-).

Nun aber genug für heute. Die Sonne scheint und ruft schon nach mir! Außerdem möchte ich heute oder morgen mein Fahrrad wieder fit machen:-). Dann kann ich auch das Bremer Umland erkunden und weiterhin viel Zeit draußen in der Natur verbringen und dort wieder zu Kräften kommen.

Bis bald, eure Nina

101. Beitrag

Heute mal ein kurzes Lebenszeichen von mir:-). Der letzte Beitrag ist tatsächlich schon eine ganze Weile her. Ist mir gar nicht so bewusst gewesen.

Die letzte Zeit war ein ständiges Auf und Ab. Zwischendurch eher mit der Tendenz abwärts… Stetig… Und doch gab es jeden Tag kleine Lichtblicke, Fortschritte, ein kurzes Gefühl der Hoffnung auf Besserung. In so extremen Krisenzeiten wie im Moment sind diese kleinen Lichtblicke so wertvoll wie nie! Sie geben mir immer wieder Mut, Kraft und Stärke weiterzumachen; nicht aufzuhören; nicht aufzugeben. So eine enorme Erschöpfung führt zu ständiger Anspannung, sodass ich schwer zur Ruhe komme. Nachts hilft nur noch mein Beruhigungsmittel. Ansonsten würde ich wohl überhaupt nicht mehr schlafen und würde immer weiter, immer tiefer abrutschen. Da ich um diese Prblematik weiss und sie auch kenne, versuche ich den ganzen Tag über, meine Anspannung zu verringern um sie eines Tages wieder in eine Entspannung zu verwandeln. Letztere spüre ich durch mein permanentes Gegenhalten gegen die Anspannung nun zur Belohnung immer mal wieder; mal in kürzeren, mal in längeren Abständen; mal länger anhaltend, mal kürzer.

Wie schaffe ich das eigentlich immer wieder? Woher nehme ich, grade jetzt, die ganze Kraft her weiterzumachen und nicht aufzugeben? (Auch wenn der destruktive Teil in mir diese Option immer wieder „anpreist“ und bisher auch nicht davon abzubringen ist; noch nicht). Auf diese Frage gibt es nur zwei Antworten: Meine innere Einstellung zum Leben (das Leben als Geschenk) und mein unbeugsamer Lebenswille. Beides sicher unterstützt durch weitere Aspekte.

Wie schaffe ich es, besser durch diese schwere Krise zu kommen? Indem ich meine Tagesstruktur aufrecht erhalte. Jeden morgen stehe ich auf, dusche oder wasch mich, frühstücke, lüfte. Außerdem gibt es regelmäßig etwas zu essen. Nicht zwangsläufig zur gleichen Uhrzeit. Diese feste Struktur brauche ich heute gar nicht mehr. Vor ein bis zwei Jahren hätte das sicher anders ausgesehen. Da hätte ich noch feste Uhrzeiten gebraucht. Heute nicht mehr. Heute reicht es aus, bestimmte Abläufe immer zu wiederholen. Sei es das Zähneputzen morgens und abends, die Zubereitung des Essens, das Putzen meiner Wohnung, … alles lässt sich beliebig oft wiederholen; wie ein Mantra. Diese Wiederholungen geben mir im Alltag viel Halt und Kraft. Oft erinnern sie mich daran, was ich noch alles kann und was alles noch funktioniert. In Krisenzeiten sehe ich das nämlich oft nicht mehr. Da habe ich oft das Gefühl, nichts mehr zu schaffen, nichts mehr zu können, nichts mehr auf die Reihe zu kriegen… Diese Gedanken begleiten mich den ganzen Tag in immer wiederkehrenden Schüben. Sind sie weg, muss ich jederzeit damit rechnen, dass sie mich von einer Sekunde auf die nächste sofort wieder überfallen und mich dann wieder eine gewisse Zeit begleiten. Deshalb versuche ich, die Zeit dazwischen möglichst sinnvoll und aufbauend für mich zu gestalten. Am besten hilft mir dabei die Bewegung. Damit meine ich keinen Sport sondern nach Möglichkeit alles zu Fuß zu erledigen. Termine, Einkäufe, Besorgungen, Erledigungen, Spaziergänge. Egal was es ist: Ich versuche jede Chance wahrzunehmen, um mich wieder aufzubauen und zu stabilisieren. Bin ich in Bewegung, kommt es zu Anfang häufig vor, dass sich meine Gedanken zu einer Riesenwelle auftürmen und dadurch extrem stark werden. Das ist oft sehr schwer auszuhalten!! Zum Glück kenne ich diese Situation und weiss, dass sich die Gedanken im Laufe der Zeit wieder von alleine beruhigen und abflauen. Je länger ich in Bewegung bin desto schneller lösen sie sich auf und machen der Hoffnung Platz:-). Die Anspannung weicht und macht Platz für mehr Entspannung. Ich spüre dann auch, dass ich wieder mehr Luft bekomme, besser atmen kann…

Und auch meine Gedanken werden wieder freundlicher; dem Leben zugewandter… Dann spüre ich meine innewohnende Kraft stärker und habe eher wieder Zugriff auf sie; kann sie für mich nutzen; für die Gegenwart und manchmal auch für die Zukunft. Manchmal erlaube ich mir wieder ein wenig zu traumen und meine Ziele anzuvisieren; sie manchmal auch zu revidieren, wenn sie doch nicht mehr passen… Aus welchen Gründen auch immer

Was ich mir für die nächste Zeit allerdings noch wünsche ist, dass ich mir wieder mehr zutraue; wieder mehr an mich selber glaube; mir selber zeige und beweise, dass ich sehr viel mehr kann als mir meine desruktiven Gedanken eingetrichtert haben (diese haben sich leider ziemlich tief festgesetzt und wollen meine Gesellschaft nicht mehr missen;-)). Also heißt es für die nächste Zeit wieder mehr zu unternehmen und einiges zu tun, was ich mir grade nicht zutraue. Einfach nur um mir zu zeigen, dass ich es eben doch kann und die Gedanken bloß nur Gedanken sind.. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Nur auf diese Art und Weise können mein Selbstvertrauen und der Glaube an mich selbst wieder stark werden. Das brauche ich jetzt am meisten…

Bis bald, eure Nina

100.Beitrag

Heute mal wieder ein neuer Beitrag von mir.

Wie haben die letzten Tage ausgesehen?? Hmmm… Grenzwertig. Mir ist der Baustellenlärm über den Kopf gewachsen und das Fass ist übergelaufen. Gott sein Dank in die richtige Richtung! Sprich: In die handlungs- und lösungsorientierte Richtung. Aber grade nur noch eben so… Davon wird dieser Beitrag handeln. Ich möchte gleich dazu sagen, dass ihr den Beitrag lieber nicht lesen solltet, wenn ihr nicht getriggert werden möchtet. Denn dazu würde es sehr wahrscheinlich kommen. Es ist auch ein etwas intensiverer und offenerer Beitrag als sonst- mit gutem Ausgang! Soviel kann ich vorweg nehmen. Es braucht sich auch keiner Sorgen zu machen. Ich weiß, wo ich im Notfall Hilfe bekomme. Diese würde ich bei Bedarf auch weiterhin in Anspruch nehmen. Okay, los geht`s…

Vor gut 10 Tagen sind hier auf der Baustelle nun endlich die Fenster und Türen ausgetauscht worden. Soweit sogut. Irgendwie bin ich danach davon ausgegangen, dass die Baustelle damit beendet ist und die Bäckerei nun eröffnet. Diese Annahme hat sich leider als komplett falsch herausgestellt…. Nach dem Austausch der Fenster haben die Bauarbeiter die Baustelle für mehrerer Tage kaum noch verlassen. Nur nachts war Ruhe. Das hat für mein lädiertes und gebeuteltes Nervenkostüm leider nicht mehr ausgereicht… Als der eine Bauarbeiter Sonntag früh auftauchte um weiterzuarbeiten, musste ich meinem Ärger Luft machen. Ansonsten wäre ich nämlich geplatzt!! Also bin ich runtergegangen und habe ihn zur Rede gestellt, warum sonntags auf der Baustelle gearbeitet wird. Ich musste auch gar nicht mehr laut werden… Der arme Kerl ist gleich zwei Schritte rückwärts gegangen als ich ankam und anfing, ihn zur Rede zu stellen. Dabei hätte ich ihm niemals etwas getan!! Nur mir selber… Und dass bereits schon Samstag Abend….Ich konnte dem Druck, mir den Arm aufzuschneiden, nicht mehr standhalten und habe nachgegeben… Nicht bis zum äußersten aber deutlich spürbar… Ich konnte einfach nicht mehr… Hatte keine Kraft mehr… Wusste nicht mehr weiter… Konnte meine permanent hohe Anspannung, nicht mehr aushalten… Alle neuen Strategien und Verhaltensweisen konnten nicht mehr greifen; haben mich nicht mehr erreicht. Ich habe wirklich gedacht, mein Körper platzt… Wie ein Luftballon, der zu stark aufgeblasen wurde..Es war einfach alles zuviel. Der Baulärm nicht mehr aushaltbar und erträglich…

Nachdem ich den Sonntag dann überwiegend draußen bzw. in meinem Auto verbracht habe, waren die Hendwerker gegen 20 Uhr dann auch verschwunden. Montag früh um 6 Uhr waren dann die nächsten Handwerker auf der Baustelle…. Nach einer fast schlaflosen Nacht war ich natürlich völlig am Ende; habe nur noch meine Koffer gepackt und bin zum Bahnhof gefahren. Meine letzte Hoffnung war das kleine Ferienhäuschen meines Vaters an der Nordsee. Da wollte ich hin. Mit dem Zug. Autofahren war zu dem Zeitpunkt völlig ausgeschlossen…. Da wäre ich sicherlich nicht mehr weit gekommen.. . Immerhin war ich noch so klar und handlungsfähig, das zu wissen. Ich habe mich am Bahnhof einfach nur auf die Steine gesetzt und gewartet, bis meine Anspannung runtergeht. Mir war von dem hohen Herzschlag kotzübel und schwindelig… So hätte ich es zuhause keine Sekunde mehr ausgehalten.. Deshalb bin ich dann zum Bahnhof, wo ich dann bemerkt habe, dass ich keinen Schlüssel für das Ferienhäuschen hatte und auch überhaupt nicht wusste, ob es überhaupt frei war… War es nämlich nicht sondern vermietet… Gott sein Dank gibt es noch ein zweites Häuschen, was zum Glück frei war!!! Meine absolute Rettung in letzter Sekunde!!!!! Nachdem ich mit meinem Vater telefoniert und mit ihm abgesprochen hatte, dass er mich am Bahnhof abholt und mich sogar noch mit dem Auto zum Häuschen an der Nordsee fährt, ist die ganze Anspannung und der Druck von mir abgefallen! Mein Herzschlag hat sich in sekundenschnelle normalisiert, Übelkeit und Schwindel sind verflogen und ich konnte wieder atmen…. Habe endlich wieder Luft bekommen!!!

Wir sind dann zusammen an die Nordsee gefahren und haben dort gemeinsam den Tag verbracht. Auf dem Weg habe ich mt jedem Meter, den wir uns von meiner Wohnung und dem Baustellenlärm entfernt haben, gespürt, wie die Anspannung immer weiter wich… Wie ich wieder zu mir gekommen bin… Mich langsam wieder spüren konnte… Überhaupt wieder etwas wahrnehmen konnte. Etwas anderes als Wut, Hass und Schmerz meine ich…Denn das habe ich durchaus gespürt, leider… Viel zu lange habe ich es ausgehalten… Bis zur Eskalation… Das war Montag, also vor 6 Tagen. Von Montag bis Donnerstag war ich an der Nordsee und konnte wieder zu mir kommen… Mich etwas erholen und wieder ein wenig hoffnungsvoller nach vorne blicken.

Am Donnerstag kam dann die Überraschungsnachricht schlechthin- überbracht durch meine Nachbarin: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war die Baustelle plötzlich fertig und der Bäcker hat eröffnet!!!!! Quasi über Nacht und ohne Vorankündigung!!! Ich habe im ersten Moment geglaubt, dass meine Nachbarin sich einen schlechten Scherz erlaubt so unerwartet kam die Nachricht. Zum Glück war es kein Scherz sondern die Wahrheit:-)! Somit konnte ich Donnerstag Abend wieder zurückkommen.

Zwei Tage später (also heute) ist die Freude über das Ende der Baustelle noch immer riesig!!! Auch, wenn es nach dieser langen Leidenszeit noch immer nicht in meinem ganzen Körper angekommen ist, dass es jetzt endlich vorbei ist… Was ich jetzt nämlich extrem spüre ist die völlige Erschöpfung… Ich komme kaum noch die Treppe runter- geschweige denn überhaupt wieder hinauf… Dafür fehlt jetzt vollends die Kraft. Nun geht gar nichts mehr, was mit Bewegung zutun hat. Ich bin viel zu müde und zu erschöpft, um überhaupt aufzustehen… An rausgehen ist überhaupt nicht mehr zu denken… Viel zu anstrengend. Ich kann kaum einen Fuß vor den anderen setzten… Kopfschmerzen machen sich breit… Und trotzdem ist das jetzt überhaupt nichts im Vergleich zu der Leidenszeit der letzten Monate!!! Dann bleibe ich eben liegen und gönne meinem Körper die soooo langersehnte Ruhe und Erholung!! Das ist vollkommen in Ordnung und total nachvollziehbar!!! Ich habe vollstes Verständnis für meine Situation und habe für die nächste Woche bereits alle Termine abgesagt. Zum Glück ist mein Gefrierfach voller Essen, sodass ich nur im Ausnahmefall rausmuss. Oder ich schicke meine Nachbarin und bitte sie, für mich einzukaufen, falls ich etwas brauche.

Wenn ich eines gelernt habe in den letzten Jahren der Psychotherapie, dann ist es, mir Hilfe zu holen und mich nicht mehr alleine um alles kümmern zu müssen!! Das hat zwar Jahre gedauert, bis ich es überhaupt begriffen habe, dass es auch mir zusteht, Hilfe zu holen aber es war von Erfolg gekrönt und funktioniert sogar in absoluten Ausnahmesituationen!! Gott sein Dank!

Nun werde ich wieder den Fernseher anmachen und mich auf dem Sofa einkuscheln, es mir gemütlich machen und eine Kopfschmerztablette nehmen. Ich schätze, dass ich in den nächsten Wochen (vielleicht auch Monaten) viel Zeit brauchen werde, um mich von der Leidenszeit und der absoluten Überforderungssituation zu erholen. Und trotzdem bin ich nach wie vor zuversichtlich, dass ich es schaffen werde:-). Zum Glück stehen keine weiteren Termine an, sodass ich mich nun voll und ganz auf meine Regeneration konzentrieren kann:-). Schreiben werde ich aber weiterhin! Das tut unheimlich gut und hilft mir sehr:-): Für heute ist es aber ausreichend;-). Bis bald,

eure Nina