125. Beitrag

Heute wieder ein neuer Beitrag von mir:-). Die Zeit rennt und rennt… Und in wenigen Tagen ist bereits Weihnachten…

Ich bin sehr froh, dass ich über die Feiertage Zuhause bin und nicht in der Klinik. Mein Aufnahmetermin liegt zwischen Mitte Mai und Anfang Juni. Das ist zum Glück noch etwas hin… Als der Brief mit dem Termin kam, war ich so unendlich erleichtert, dass es doch erst später losgeht- und nicht kurzfristig über die Feiertage. Das wäre auch zu früh gewesen… Das habe ich in dem Moment, als der Brief kam, deutlich gespürt! Dafür war dieses Jahr auch einfach zu anstrengend und kräftezehrend… Was habe ich dieses Jahr alles geschafft und erreicht? Wo stand ich noch Anfang des Jahres und wo heute? Viele Monate sind nach meinem Akutaufenthalt in der Psychiatrie und den folgenden Wochen in der Tagesklinik Anfang des Jahres vergangen… Eine Zeit voller Höhen und Tiefen… Eine Zeit, in der ich mich nach Klinik und Tagesklinik wieder ins Leben zurück gekämpft habe! Oft begleitet von widrigen Umständen des Alltags.

Ganz besonders hervorzuheben ist hier die Corona Pandemie mit all ihren Lockdowns, Beschränkungen und Ausgangssperren. All diese Maßnahme haben so unglaublich viel Kraft gekostet… Kraft, die mir dabei gefehlt hat, wieder wirklich ins Leben zurückzukehren, mich dem Leben wieder zu öffnen, mutig zu sein und nach vorne zu blicken… Ich bin dieses Jahr oft an meine Grenzen gestoßen und oft über sie hinaus gegangen. Manchmal mit voller Willenskraft und meinem unbändigen Lebenswillen und manchmal schlichtweg um zu überleben… Um meinen Alltag noch irgendwie aufrecht halten zu können; um nicht noch mehr Schwierigkeiten zu bekommen; mich nicht noch meinem Selbstverletzungsdruck zu fügen… Was zwangsläufig passiert wäre, wenn ich mich nicht um vieles gekümmert hätte… Auch, wenn ich dafür eigentlich keine Kraft mehr hatte, so habe ich es trotzdem getan. Es hätte sicherlich den einen oder anderen Rückfall dieses Jahr geben können, wenn ich mich nicht so konsequent um alles kümmern würde, was wichtig ist. Grade zum Jahresende, besonders in den letzten zwei Wochen haben sich diese Termin so sehr gehäuft… Der Schornsteinfeger, die Wartung meiner Gastherme, der Austausch meiner Zähler, Termine beim Jobcenter inklusive diverser Anträge und Schriftwechsel, die vielen Zahnarzttermine, die vielen Gegenstände, die kaputt gegangen sind, die Kosten, die daraus entstanden sind und die ich nur mit Mühe und Not irgendwie aufbringen konnte, die finanziellen Sorgen… Und das sind lediglich nur die schwerwiegensten Termine und Sorgen der letzten Wochen. Und das, obwohl ich mir ja von Ende September bis Jahresende eine Komplettauszeit gönnen und gewähren wollte….

Da ist ja nur bedingt was draus geworden… Die Termine konnte ich weder känzeln noch aufschieben. Beides hätte mir viele neue Probleme eingebrockt. Also habe ich all meine Kraft zusammengekratzt und habe mich gekümmert! Aber nun merke ich, dass ich komplett erschöpft und kaputt bin. Das ganze Jahr war ein zu viel. Zu viel zu tun, zu viel zu kümmern, zu viele finanzielle Sorgen und zu viel Kampf, um wieder ins Leben zurückzufinden, zu viele kleinere Nöte und Sorgen des Alltags…

Und trotzdem bin ich unglaublich stolz auf mich, dass ich all das geschafft haben! Sehr stolz! Vieles habe ich alleine hinbekommen und einiges auch mit Hilfe (danke an euch!!). Ohne die Hilfe wäre alles noch schwieriger gewesen. Auch, wenn ich es alleine geschafft habe so möchte ich es nicht mehr alleine durchmachen! Möchte mich anvertrauen und mir Unterstützung und Hilfe holen. Möchte mir erlauben, diese auch in Anspruch zu nehmen- ohne das Gefühl, etwas zurückgeben zu müssen. Ich verstehe langsam, dass ich es wert bin und ebenso alles in Anspruch nehmen kann und darf, wie andere Menschen auch. Ganz egal, auf welcher Ebene. Ganz egal bei wem. Viel zu lange habe ich gedacht, dass ich es nicht wert bin und nicht darf…. Habe es mir selber nicht erlaubt; gar verboten… Wollte immer stark sein und alles alleine schaffen; unabhängig sein. Aber Stärke und Unabhängigkeit bedeuteten auch einen hohen Preis… Einen sehr hohen Preis… Zumindest war es bei mir so…. Kein Wunder, dass ich kraftmäßig ständig am Limit bin und die Depressionen auch immer wieder zurückkehren, wenn ich mich gegen Hilfe wehre und auf die falsche Art und Weise stark sein möchte. Bedeutet Hilfe annehmen nicht auch Stärke? Besonders dann? Eindeutig ja! Was meine Erkrankung angeht habe ich mir zum Glück bereits sehr viel Hilfe und Unterstützung geholt! Gott sein Dank! Dafür musste ich allerdings oft extrem stark sein, um die Therapien durchzustehen. Aber es hat sich gelohnt:-)!

Lohnt es sich dann nicht, diese Hilfe auch im Privatleben anzunehmen? Wahrscheinlich schon. Okay. Nicht nur wahrscheinlich sondern definitiv. Irgendwie ist immer noch das Gefühl in mir drin, dass ich es nicht darf. Dass ich es nicht verdient habe.. Alle anderen Menschen schon. Nur ich nicht. Das wird mir grade jetzt, wo ich es schreibe, sehr bewusst, wie hart und streng ich mir selber gegenüber bin. Oder ist es selbstschädigendes Verhalten, was so typisch für Borderliner ist? Die Wahrheit liegt, wie so oft, dazwischen. Ist es wirklich wichtig zu wissen? Nein. Für mich ist erstmal nur wichtig zu erkennen, wo noch ein großes Problemfeld liegt, das dringend noch bearbeitet werden muss… Sicherlich wird das ein großes Thema in der Traumatherapie nächstes Jahr werden (müssen). Vieles liegt sicherlich in dem begründet, was ich schon alles erlebt habe… Das macht ja was mit einem Menschen… In dem Fall mit mir.

Die Meditation hilft mir zum Beispiel auch dabei, zu erkennen, wo meine Problemfelder liegen, die ich bewusst oder unbewusst verdränge. Denn manchmal geht es um das reine Überleben… Im Funktionsmodus, wie den größten Teil dieses Jahres geschehen. Das wirklich Leben kommt oft zu kurz. Umso schöner dann, dass ich ein neues Hobby gefunden habe, was mir ganz viel Lebensfreude gibt:-). Eishockey. Es macht so unheimlich viel Spaß, ins Stadion zu gehen und meine Mannschaft anzufeuern:-). Mitzufiebern, mitzugehen- und all meine Sorgen für die Zeit zu vergessen. Endlich wieder leben und lebendig sein. Wenn ich im Eisstadion bin, fühle ich mich richtig lebendig und voll anwesend. Alles andere ist in dem Moment vergessen bzw. nicht mehr wichtig. Der Alltag kommt schon früh genug wieder… Umso wertvoller sind dann solche Momente, in denen ich mich voll und ganz lebendig fühle. Wo ich einfach nur glücklich bin. Wo ich wieder Leben in mir spüre:-). Oder, wie bei der Meditation, spüre, dass ich überhaupt lebe- und nicht nur funktioniere. So ergeht es mir auch im Wald bei meinen Spaziergängen. Also mittlerweile eigentlich bei allen Aktivitäten, in denen ich entweder mich sehr spüre oder mich von außen so begeistern und mitreißen lasse, dass ich wieder das Leben in mir spüre:-). All diese Momente und Situationen nehmen zum Glück immer mehr zu:-). Als Gegenspieler zu allem, um was ich mich kümmern musste, in den letzten Monaten Gott sein Dank immer häufiger:-)! Ich glaube, dass es besonders auch diese Situationen sind, die mir besonders viel Kraft und Halt geben. Dazu gehört auch das Hören von Entspannungsmusik oder meine heißgeliebte Schokolade. Also viele Kleinigkeiten im Alltag, die sich als positiver Gegenspieler eingeschlichen und bewährt haben, ohne dass ich es oft merke. Das sollte ich mir viel öfter wieder bewusst machen. Was läuft alles gut im Alltag? Welche kleinen Dinge geben Kraft und Halt? Was stärkt und ist immer vorhanden? In ausreichender Menge und wann immer ich es brauche? Da ist soviel mehr:-). Ich muss es mir einfach wieder bewusst machen. Vielleicht auch über meine Facebookseite zu meinem Blog. Vielleicht als Tagebuch der Dinge, die mir jeden Tag Kraft und Halt geben? Als eigene Achtsamkeitsübung? Finde ich ziemlich gut diese Idee. Vielleicht macht jemand mit?

Soviel erstmal dazu und zu dem, was mich so zum Jahresende bewegt und was sich so tut zwischen den Blogbeiträgen. Es ist viel in Bewegung. Und das ist auch gut so:-). Ich bleibe dran und werde weiterhin berichten. Bis bald, eure Nina

Ein Gedanke zu „125. Beitrag

  1. Uwe

    Hey Nina.
    Schön daß es mit deiner Traumatherapie klappt und es bei Dir in die richtige Richtung geht. Das freut mich sehr für Dich.
    Bei mir ist es momentan schwierig immer mit allem alleine zu sein und mit niemandem Mal reden zu können der mich verstehen würde. Bei der Therapie bekomme ich immer nur das gleiche gesagt aber das hilft mir irgendwie nicht wirklich weiter.
    Jetzt zur Weihnachtszeit wird mir wieder bewusst das ich mit meiner Krankheit doch ziemlich alleine dastehe.
    Dein Blog hilft mir da weil ich sehe das es anderen doch ähnlich geht. Trotzdem fehlt mir oft der reale Kontakt zu Menschen. Ich gehe wie Du viel spazieren aber da gibt es außer einem beiläufigen „Guten Tag“ auch keine Konversation.
    Je älter ich werde desto schwieriger fällt es mir mit der Einsamkeit umzugehen.
    Na ja ist halt so.
    Ich wünsche Dir ein schönes friedliches Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr

    Ganz liebe Grüße
    Uwe

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