112. Beitrag

Seit dem letzten Beitrag hat sich sehr viel verändert:-). Alles zum Positiven! Soviel sei vorweg gesagt, denn seit 1,5 Wochen befinde ich mich in der Tagesklinik. Der erste Tag war noch sehr aufregend und anstrengend. Ich musste mich erst einmal in dem Gebäude zurecht finden, mich auf meine Mitpatienten einlassen, sämtliche Informationen verarbeiten und die Aufnahmeuntersuchungen-/ Gespräche hinter mich bringen. Und natürlich morgens früh aufstehen um pünktlich anwesend zu sein. Letzteres fiel mir erstaunlicherweise sehr leicht. Da hatte ich am allerwenigsten mit gerechnet; fiel mir doch das Aufstehen in den letzten Monaten sehr schwer… Letztendlich hatte ich am meisten Angst davor, morgens nicht aus dem Bett zu kommen; nachts nicht schlafen zu können;nicht stark genug zu sein, das Pensum der Tagesklinik durchzuhalten.

Mein Selbstvertrauen hat in den letzten Monaten sehr gelitten und wurde durch die schwere Depression ziemlich in mir vergraben, sodass ich mir zum Schluss fast überhaupt nichts mehr zugetraut habe. Am allerwenigsten, früh morgens aus dem Bett zu kommen. Der erste Schritt ist immer der schwerste! Und ich bin den ersten Schritt gegangen. Erfolgreich! Jeden Morgen wieder;Tag für Tag. Oft bin ich sogar ein paar Minuten vor dem Weckerklingeln wach, sodass ich langsam zu mir kommen, mich räkeln und strecken kann; langsam wach werde und anschließend bereit bin, in den Tag zu starten:-). Bereit bin, mir jeden Tag wieder eine neue Chance zu geben.Die Tagesklinik aufzusuchen, am Programm teilzunehmen, mich einzulassen, Altes wieder neu zu entdecken; neue Erfahrungen zu machen und endlich wieder nach vorne sehen zu können! Wieder eine Perspektive für mich zu sehen und wieder ins Vertrauen zu kommen. Vertrauen in andere Personen. Und letztendlich Vertrauen zu mir selber. In mich. In meine Fähigkeiten und Stärken. In meine Handlungs- und Organisationsfähigkeiten. Und in alles andere, was zum Leben gehört. Letztendlich ins Leben selber.

All das habe ich mir bisher in der Tagesklinik zurückholen können. All das und noch so viel mehr. Jeden Tag steht Bewegung auf dem Plan. Kein Sport sondern nur einfache Bewegung. Sei es ein Spaziergang, Dehnen, Strecken, Balancieren, Gymnastik, Körperwahrnehmung, … Im Prinzip alles banale und alltägliche Bewegungen und Bewegungsabläufe. Diese Stunden lösen bei mir oft Blockaden. Sei es auf körperlicher oder mentaler Ebene. Körperlich habe ich das Gefühl, dass ich beweglicher geworden bin und sich Verspannungen lösen. Dadurch habe ich weniger Schmerzen! Auf der mentalen Ebene war es tatsächlich so, dass ich plötzlich spüren und wahrnehmen konnte, wie sehr mich die Nacht in der Notaufnahme vor einem Monat noch belastet hat! Sie hat mich sogar so sehr belastet, dass ich sie regelrecht verdrängt hatte. Dieser Verdrängungsmechanismus verursacht starke Schmerzen- auf körperlicher und mentaler Ebene. All die Ängste, mich nicht verständlich machen zu können. Die Angst davor, was passiert, wenn ich es nicht schaffe, mich verständlich zu machen… Zu wissen, dass ich es alleine zu Hause nicht mehr schaffen kann… All diese Ängste sind furchtbar! So furchtbar, dass ich in den letzten Wochen nicht in der Lage war, mich ihnen zu stellen. Da hilft nur noch Verdrängung, wenn ich mit den Ängsten nicht mehr umgehen kann. Diese Situation hat sich durch eine Stunde Körperwahrnehmung aufgelöst bzw. die Ängste haben angefangen, sich zu lösen; ins Bewusstsein zu drängen; sichtbar zu werden… Am nächsten Tag konnte ich diese Ängste im Einzelgepräch rauslassen. Rausweinen. Fast schon explosionsartig. Ich konnte nicht nur die Ängste rauslassen sondern auch die ganze Nacht in der Notaufnahme aufarbeiten. All den Schmerz, die Trauer, die Verzweiflung, die Ausweglosigkeit…. Alles was mir unerträgliche Schmerzen zugefügt hat konnte ich in einer Stunde Einzeltherapie loslassen. Begleitet durch eine wahre Tränenflut, die auch den ganzen Tag angehalten hat.

Seitdem fühle ich mich erleichtert! Seitdem habe ich wieder Hoffnung und Mut, dass ich den Funktionsmodus, den Überlebensmodus, wieder verlassen und ins Leben zurückkehren kann! Nicht mehr eine Überlebende sondern wieder eine lebendige Nina zu werden und zu beiben. Die Tagesklinik ist dabei ein wichtiger und entscheidender Schritt bevor es danach wieder ambulant weitergeht. Ich werde meine Chance nutzen und alles dafür tun, dass es mir in Zukunft wieder gut geht:-)! Werde alle Stricke annehmen, um mich wieder aus dem Sumpf zu ziehen und wieder ins echte Leben zurückzukehren. Dabei dürft ihr mich auch weiterhin begleiten:-).

Bis bald, eure Nina

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