111. Beitrag

Heute kommt endlich wieder ein neuer Beitrag von mir:-).

Ich muss gestehen, dass es mir momentan ziemlich schwer fällt regelmäßig neue Beiträge zu verfassen. Seit Anfang November ging es ja stetig bergab… Zwischendurch gab es zum Glück auch gute Momente, ab und an sogar mal einen komplett guten Tag. Da habe ich immer Hoffnung gehabt und gedacht, dass es wieder bergauf geht. Leider war das nicht der Fall. Deshalb habe ich auch keine Beiträge mehr verfasst, da ich auch nicht mehr wusste, was ich noch Postives oder Aufbauendes schreiben konnte. Mir fehlte schlicht und ergreifend die Kraft.

Mein Anliegen ist ja, auch die schönen Momente, die gute Zeiten, die positiven Seiten zu beschreiben und zu zeigen, dass man trotz dieser Störung ein zufriedenes und gutes Leben führen kann- mit all seinen Höhen und Tiefen, mit all den Extremsituationen; letztendlich auch mit all den Begleiterkrankungen, die mit der Borderline Störung in der Regel einhergehen, wie Depressionen und vielfältigen Traumafolgeerkrankungen, wie es auch bei mir der Fall ist. Dass diese Kombination keine einfache ist war mir schon immer klar. Dass diese Kombination bei mir aber das erste Mal akut lebensbedrohlich geworden ist, ist mir erst in der Notaufnahme im Krankenhaus bewusst geworden. In dem Moment, in dem ich im Wartebereich saß, wusste ich, dass ich unter gar keinen Umständen mehr allein nach Hause zurückkehren kann.

Zum Glück habe ich es geschafft, dem Arzt dort meinen Zustand deutlich zu machen, sodass ich gleich stationär aufgenommen wurde. Seit dem Abend nehme ich auch wieder ein Antidepressivum und ein Medikamt für die Nacht, damit ich überhaupt wieder schlafen kann. Das ging nämlich schon seit Anfang November fast überhaupt nicht mehr. Die letzten Wochen konnte ich auch fast nichts mehr essen, mir war dauerübel, ich habe immer mehr an Gewicht verloren und bin immer schwächer geworden… Zum Schluss habe ich fast nur noch geweint… Meine Stimmungsschwankungen waren nicht mehr zu kontrollieren… Hinzu kam auch eine immer stärker werdende Impulsivität und letztendlich dann die extremen Suizidgedanken… Ich konnte einfach nicht mehr… Ich hatte keine Kraft mehr und war ziemlich am Ende… Der Wunsch nach Erlösung war zu stark… Deshalb bin ich in die Notaufnahme gegangen und danach freiwillig in die Psychiatrie. Allerdings auf eine offene Station. Das war auch gut so! Mir hat es sehr geholfen zu wissen, dass ich jederzeit gehen kann. Das hat mir viel Druck genommen! Zu wissen, dass alles auf freiwilliger Basis geschieht und nichts über meinen Kopf hinweg entschieden wird. Mir hat auch der Abstand zu meiner Wohnung geholfen! Ich habe mich zuhause ja schon lange nicht mehr wohl gefühlt und war ständig auf der Flucht…Total furchtbar… Zwischendurch habe ich mich wie eine Obdachlose gefühlt… Ich wusste zum Schluss überhaupt nicht mehr, wo ich noch hin sollte, hin konnte im Winter… Draußen war es zu kalt, drinnen habe ich es nicht mehr ausgehalten. Und mich irgendwo im öffentlichen Raum aufhalten, wie zum Beispiel in der Stadtbibliothek, im Bahnhof, am Flughafen, etc ging alles wegen Corona nicht. Und andere Menschen an mich ranlassen ging schonmal gar nicht. Vielleicht könnt ihr jetzt verstehe, in was für einer ausweglosen Situation ich mich über Monate hinweg befunden habe?! Wo sollte ich noch hin? Das wusste ich einfach nicht mehr. Gefühlt hatte ich keinen Platz mehr auf dieser Welt. Kein zuhause mehr, keine Perspektive (auch durch Corona; dadurch, dass so viel weggebrochen ist und all meine Zufluchtsorte geschlossen haben)… Im Nachhinein weiß ich überhaupt nicht mehr, wo ich noch die Kraft hergenommen habe, um überhaupt noch weiterzumachen… Meine Situation war so ausweglos… Und trotzdem habe ich es geschafft!!!! Mein letzter Ausweg war wirklich die Notaufnahme im Krankenhaus! Irgendwo, tief in mir drin, habe ich gespürt, dass ich dort genau den Impuls bekomme, um wieder ins Leben zurückzukehren, um weiterzuleben, um wieder nach vorn schauen zu können…

Mir hat der Aufenthalt in der Psychiatrie zum Glück das Leben gerettet!!!! Dort habe ich die richtigen Impulse bekommen. Allein durch den Schutz, den ich dort bekommen habe, konnte ich plötzlich wieder essen! Mir war nicht mehr übel, ich hatte keine Magenschamerzen mehr, habe nicht noch weiter abgenommen sondern bin wieder stärker geworden. Ich habe wieder eine Perspektive und weiß jetzt, wie es weitergeht. All das werde ich ab nächster Woche in der Tagesklinik weiter verfolgen und festigen können. Ab Mittwoch geht es in diesem Rahmen weiter. Also erst Psychiatrie, danach Tagesklinik. Es wird bestimmt nicht ganz einfach, da ich ja nun wieder zuhause bin und sich die Situation hier nur wenig entspannt hat. Deshalb werde ich mich gleichzeitig auch nach einer anderen Wohnung umsehen. Mal sehen, ob ich das alles miteinander vereinbaren kann oder ob mich beides zusammen überfordert… Für die Zukunft wird es auf jeden Fall extrem wichtig sein, dass ich eine für mich ruhigere Umgebung finde. Allein schon deshalb, damit mein Anspannungsniveau nicht permanent hoch ist und ich den ganzen Tag damit beschäftigt bin, es wieder zu senken… Das ist nämlich extrem anstrengend!!! Da bleibt für alles andere kein Platz mehr. Zum Glück steht der Frühling vor der Tür:-). Da kann ich mich endlich wieder längere Zeit draußen aufhalten. Und es ist wieder viel länger hell. Das Licht tut auch gut:-). Die zunehmend steigenden Temperaturen auch:-).

Ich habe lange überlegt, ob ich drüber schreiben möchte. Es hat mich schon ziemlich Überwindung gekostet, über diese sehr schlimme und schwere Zeit zu schreiben. Denn lieber hätte ich von schöneren Gegebenheien erzählt.. Leider gehört aber auch dieser Teil zu der Borderline Störung dazu. Das sollte man, bei all den schönen Momenten und Situationen, nie vergessen. Das möchte ich auch nicht verheimlichen- so schwer es auch ist, darüber zu schreiben. Es ist eben auch ein Teil der Erkrankung, mit dem es zu Leben gilt.

Heute habe ich mich das erste Mal seit langem wieder auf die Zukunft gefreut:-). Und endlich wieder das Gefühl verspürt, dass es aufwärts geht; dass mein Leben wieder besser wird:-). Die Richtung stimmt auf jeden Fall! Und es gibt noch so viele mehr zu berichten. Also dann bis bald, eure Nina

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