Heute bin ich tatsächlich einen ganzen Tag in der Wohnung geblieben. Und, was soll ich sagen: Es tat unheimlich gut!! Heute Morgen bin ich mit ziemlich schlecher Laune aufgewacht. Meine Nachbarn, die unter mir wohnen, habe ein paar neue Möbel bekommen und heute Morgen angefangen, diese aufzubauen. Das war natürlich mit einigem Lärm verbunden…. So morgens aufzuwachen und, mehr oder weniger, aus dem Bett geworfen zu werden ist natürlich suboptimal- um es Mal vorsichtig auszudrücken.
Mich hat dann gleich der Fluchtreflex gepackt, sodass ich gleich nach dem Anziehen meine Wohnung verlassen wollte. Ein Spaziergang war angedacht. Gleichzeitig habe ich aber tief in mir gespürt, dass es eine denkbar schlechte Entscheidung wäre, heute rauszugehen. Ich hatte ein tiefes Gefühl der Unsicherheit und Angst in mir. Diese Gefühle hätten sich draußen verstärkt. Draußen bin ich an solchen Tagen oft noch empfindlicher und die Gefahr, dann in den Panikmodus zu verfallen, wäre einfach zu groß.
Deshalb habe ich spontan umgeplant und nicht zuerst gefrühstückt, wie ich es sonst immer mache sondern habe erst den Abwasch erledigt. Mit lauter Musik als Unterstützung. In der Küche höre ich die Geräusche aus den Nachbarwohnungen nicht so sehr. Deshalb ist die Küche oft noch eine Art Fluchtraum, wenn die Anspannung so hoch ist. Gleichzeitig kann ich dort die Fenster öffnen und den Geräuschen der Straße lauschen, die mich zum Beispiel gar nicht stören. Ich empfinde Sraßenlärm als sehr angenehm und entspannend! Je mehr draußen los ist desto eher kann ich meine negativen Gedankenkreise durchbrechen. Alles, was laut ist, lenkt mich auch von meinem Traumahirn weg und gibt mir die Chance, wieder zu mir zurückzufinden. Ansonsten ist mein Traumahirn bei bestimmten Geräuschen sofort auf Alarm und wirkt solange weiter, bis ich eine Möglichkeit finde, diese Ängste, Gedanken und Empfindungen, die dadurch ausgelöst werden, in den Griff zu bekommen, damit sich der „Normalzustand“ einstellen kann. Erst dann habe ich wieder die Möglichkeit, rational zu handeln, die neuen, gesunden Wege weiterzugehen und mich wieder zu spüren. Der Bezug zu mir geht in so einer extremen Situation anfangs sofort verloren. So auch heute.
Was mir nun dabei geholfen hat, diese Situation wieder in den Griff zu bekommen, sind folgende: Zum einen ist es eiskaltes Wasser, mit dem ich mir das Gesicht wasche- und es notfalls auch über die Handgelenke laufen lasse. Und zum anderen immer wieder die Option, eine neue Wahl zu treffen. ich muss diesen Zustand ja nicht aushalten. Es gibt verschiedenen Möglichkeiten, ihn zu unterbrechen. Und wenn es Bewegung- also Aktivität! ist- um die Ängste, Gedanken und Empfindungen quasi aufzurütteln. Diese durcheinander zu bringen; ihnen die Angriffsfläche zu entziehen… Es fühlt sich immer so an, als wenn sich die Ängst, Gedanken und Empfindungen an mein Herz hängen und daran rütteln und schütteln. Das nehme ich körperlich auch deutlich wahr…. Als wenn das Herz dann nicht mehr im Takt ist…. Das ist dann ziemlich „beeindruckend“ und macht natürlich Angst, weil ich nie weiß. wie lange ich brauche, um so eine Situation in den Griff zu bekommen. Einmal bin ich deshalb sogar mit dem Rettungswagen in der Notaufnahem gelandet.Das war wie ein Trip, von dem ich nicht mehr runtergekommen bin. Erst der Arzt in der Notaufnahme hat wieder einen Zugang zu mir gefunden. Auf der menschlichen Ebene.
Zum Glück ist das nur einmal passiert. Die anderen, gefühlt 1000 male, habe ich es alleine geschafft. In der ambulanten und stationären Psychotherapie haben wir viel an dieses Situationen gearbeitet. Dieses Wissen daraus sollte ich im besten Fall schnell anwenden können. Es ist nur in so einem Moment überhaupt nicht einfach, noch einen klaren Gedanken zu fassen und die Vernunft zuzulassen! Es geht alles so schnell- und dann heißt es: Handeln.!! Ufff… ziemlich schwer, wenn ihr mich fragt. Und mega anstrengend!!! Ich habe das Gefühl, heute einen Marathon gelaufen zu sein… Hätte ich heute Termine gehabt, hätte ich diese defnitiv abgesagt, um mich zu schützen. Die Kraft für Termine hätte ich heute nicht mehr gehabt. Diese Kraft ist in den Alltag geflossen… Ins putzen. Struktur und Ordnung schaffen, sodass ich mich in meinem Wohnumfeld wieder sicher und aufgehoben fühlen kann. Im Prinzip habe ich von heute morgen bis heute abend Haushalt gemacht. immer wieder mit Pausen und Unterbrechungen aber stetig und durchgehend. Und zwischendurch gab es ein großes Stück selbstgebackenen Rhaberberkuchen!! Das war ein echtes Highlight!! Und soooo lecker. Das hat mir dann auch wieder neue Kraft gegeben:-).
Gleich werde ich ins Bett gehen, mir eine Wärmflasche machen und noch lesen.
Ich melde mich auf jeden Fall bald wieder:-).
Bis dann, eure Nina