Langsam aber sicher rückt Weihnachten immer näher:-). Draußen wird es dunkler und kälter; besinnlicher. Die Weihnachtsbeleuchtung wird angeschaltet; überall leuchtet und funkelt es. Die Weihnachtsmärkte haben eröffnet. Ich mag diese Zeit. Die Zeit der bunten Lichter, Düfte nach Lebkuchen, Zimt, … Es ist die Zeit der Einkehr. Der Einkehr in mich. Rückzug? Ja. Auf jeden Fall teilweise. Ich spüre mich immer mehr; fühle mich; komme immer mehr bei mir selber an; in meiner inneren Mitte. Werde langsam ruhiger, entspannter… Bin wieder gerne mit mir alleine. Muss nicht mehr so oft aus meiner Wohnung flüchten- genauer gesagt nicht mehr vor meiner eigenen inneren Unruhe und Anspannung, die mich so dünnhäutig macht und stresst, sodass mir jedes Geräusch im Haus zuviel ist. Heute spüre ich deutlich, dass ich eigentlich gerne hier zuhause bin. In meinem kleinen Nest über den Dächern meiner Stadt. Weihnachtlich ist es hier in meiner Wohnung. Eine Weihnachtspyramide, Teelichter, LED Kerzen, Dekoration, Decken sind bei mir eingezogen und sorgen für Gemütlichkeit. Laden zum Einkuscheln und Wohlfühlen ein. Der Haushalt läuft und auch meine neue Waschmaschine hat großen Anteil an der langsam wieder einsetzenden Entspannung. Viel Druck fällt dadurch von mir ab! Und wenn der Druck abnimmt sind plötzlich wieder Kapazitäten für Entspannung und Ruhe frei… Natürlich nicht durchgehend aber doch immer wieder kleinere Phasen, die an manchen Tagen sogar eine ganze Zeit lang anhalten können. Oder nach einer gewissen Zeit zurückkehren. Immer Mal wieder:-).
Was hat mich sonst noch bewegt? Oder beschäftigt? Die langsam wieder anziehenden Coronabeschränkungen und steigende Inzidenzen. Zum Glück bin ich geimpft, sodass ich zumindest noch an vielen Veranstaltungen teilnehmen könnte. Aber diese ganze Angst- und Panikmache, die durch die Medien betrieben wird, hat mich gestern doch stark verunsichert und destabilisiert. Meine Stimmung war zumindest gestern ziemlich im Keller. Das wiederum ist immer ein großes Einfallstor für destruktive und sebstschädigende Gedanken und starke Emotionen. Das war gestern wirklich ein Paradebeispiel… Und das, obwohl ich vorher zwei Stunden im Wald war und dort ordentlich Kraft tanken konnte. Trotzdem kann meine Stimmung schnell kippen, wenn ich getriggert werde… Von einer Sekunde auf die nächste…
Wie nun damit umgehen? Das erste, was ich in der Therapie gelernt habe ist, mich zu fragen, was eigentlich genau grade passiert ist. Was hat mich so sehr getriggert und meine Stimmung kippen lassen, obwohl es mir eigentlich vorher gut ging? Der größte Aspekt gestern war meine Angst, dass jetzt wieder ein Lockdown kommt und die ganzen Beschränkungen bzw. Einschränkungen wieder von vorne losgehen- so wie letztes Jahr. Die Angst davor, keine Kraft mehr für einen weiteren Lochdown zu haben, obwohl sich meine Umstände deutlich verbessert haben. Die Angst, dass alles was für meine Lebensqualität so wichtig ist, wie zum Beispiel die Heimspiele unserer Eishockeymannschaft, Weihnachtsmarktbesuche, Besuche in der Stadtbibliothek, etc. einfach für lange Zeit wieder gestrichen werden… Ganz viel Angst kam gestern hoch… Wurde aufgewühlt wie eine Welle, die immer stärker ansteigt- und sich irgendwann bricht. Mich bricht? Nein! Das ganz sicher nicht! Das werde ich auch nicht zulassen. Dazu habe ich ja meine Strategien und Wege, mit meinen starken Emotionen, besonders mit meiner Angst, umzugehen. Ist der Auslöser, der Trigger, erst einmal identifiziert, verliert er auch schon seine Heftigkeit und Intensität. Flacht deutlich ab und zieht sich wieder ganz zurück.
Der Moment, in dem die Angst so stark ist und ich das Gefühl habe, von ihr überrollt zu werden, ist unglaublich anstrengend! Ich fühle mich im Wahrsten Sinne des Wortes wie eine Ertrinkende. Und auch das ist immer wieder eine Grenzerfahrung… Deshalb bin ich so froh und dankbar, dass ich in all den Jahren Psychotherapie lernen durfte, mit diesen Wellen umzugehen. Lernen, nicht unterzugehen sondern sie zu reiten und sie beim Abflauen zu betrachten… Ihr quasi hinterherzuwinken und sie wieder gehen zu lassen… Wieder auf dem festen Boden anzukommen und neuen Halt zu finden. Zu verstehen, dass jede Welle auch wieder abebbt und nicht ewig in dieser Intensität bleibt…
Eine schöne Erkenntnis zum Ende dieses Beitrags. Ich werde mir diese Erkenntnis gleich aufschreiben und an meine Pinnwand hängen, damit ich sie nicht wieder vergesse. Frei nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Nein. Aufschreiben. Visualisieren, Vertiefen, Festigen.
In diesem Sinn wünsche ich euch eine schöne Wochenmitte. Bis bald, eure Nina