85. Beitrag

Auch heute beschäftige ich mich wieder mit dem Thema „Veränderungen/ Fortschritte“. Die Situation ist auch wieder die gleiche wie im letzten Beitrag (Baustellenlärm im Haus). Die Baustelle geht gut voran. Viel mehr können die Bauarbeiter nicht mehr aus der Wand hauen. Dann bricht leider unser Haus zusammen… Man kann jetzt jeden einzelnen Ziegelstein im Laden unten sehen. Spannend, wie unser Haus von innen aussieht;-).

Der Baustellenlärm nervt mich zwischendurch noch immer gewaltig- aber eben nur noch zwischendurch! Und nicht mehr die ganze Zeit! Ein riesengroßer Fortschritt im Vergleich zu früher!! Und auch ein weiterer kleiner Fortschritt im Vergleich zu letzter Woche wird deutlich: Ich stelle mir keinen Wecker mehr, um bereit zur Flucht zur sein. Ich stehe jetzt einfach auf, wenn ich wach bin. Meistens zusammen mit dem Beginn der Baumaßnahmen im Haus.

Vielleicht ist es tatsächlich ein großer Teil der inneren Einstellung, die sich verändert hat. Ich kann die Baumaßnahmen im Haus ja nicht ändern oder beschleunigen. Dafür habe ich die Wahl, wie ich mit der Situation umgehen möchte. Ich könnte mich zum Beispiel die ganze Zeit aufregen, mich nerven lassen, wütend sein, fliehen…. Ich habe mich aber ganz bewusst gegen diese Variante entschieden, da sie mich nur schwächt und mir meine Lebensqualität raubt. Und genau das lasse ich nicht mehr zu!! Ich lasse mir nicht mehr von anderen Menschen oder Umständen etwas wegnehmen. Und genauso wenig lasse ich andere Menschen oder Situationen mein Leben bestimmen. Nichts und niemand hat das Recht dazu! Wenn es etwas zu bestimmen oder zu entscheiden gibt in meinem Leben, dann bin einzig und allein ich die einzige Person, die dazu berechtigt ist und die darauf Einfluss nehmen kann. Alles andere lasse ich nicht mehr zu….

Diesen Aspekt hatte ich im letzten Artikel bereits angesprochen: Raus aus der Opferrolle bzw. Opferhaltung und rein ins eigene Handeln. Das ist grade mein aktuelles Thema, das mich sehr beschäftigt… Anhand der Veränderungen/ Fortschritte, die ich in der aktuellen Situation mit der Baustelle sehen kann, kann ich gleichzeitig spüren, wie stark ich in den letzten Jahren geworden bin! Welche Fortschritte ich auch in anderen Bereichen meines Lebens gemacht habe. Insbesondere die Themen: Erwachsen werden, mehr Handeln, Akzeptieren, Annehmen, Verstehen und vielmehr auf mein Bauchgefühl hören, spielen dabei eine ganz entscheidende Rolle! Natürlich auch viele weitere Aspekte, wie zum Beispiel lösungsorientiertes Handeln. Als die Bauarbeiten im Haus langsam losgingen, bin ich in den Park geflüchtet. Ziemlich getrieben von meinen Ängsten und dem Traumahirn. Irgendwann, nachdem ich mir den ganzen Druck und die Ängste abgelaufen habe, konnte ich mir eine Bank suchen. Auf dieser Bank bin ich dann langsam wieder zu mir gekommen. Konnte mich ausruhen, tief in den Bauch atmen und mich langsam wieder entspannen. Diesen Zustand habe ich sogar einige Zeit genießen können ohne groß nachzudenken. In dem Moment, als ich die Bank erreicht hatte, war ich nämlich komplett erschöpft und todmüde. Nachdem ich mich entspannt habe, hätte ich fast sofort schlafen können… Solche Situationen, in denen das Traumahirn lange vor dem Verstand reagiert und dem Verstand bzw. der Realität kaum eine Chance gibt, sind extrem anstrengend!!!! Sie kosten so viel Kraft wie ein Marathon oder Vergleichbares. Es ist wirklich extrem, welchen Einfluss die Psyche und das Gehirn auf den Körper haben…. Und manchmal auch beängstigend….

Und trotzdem hieß es auch in dem Moment auf der Bank wieder: Tief durchatmen, mich langsam wieder spüren und anschließend realistische Lösungen erarbeiten. Eine der simpelsten Lösungen ist zum Beispiel, mich einfach in mein Auto zu setzen. Dort kann ich es mir gemütlich machen, Musik hören, lesen, essen, … Was auch immer. Im Auto habe ich den entscheidenden Vorteil, dass ich die Tür schließen kann und mich dadurch auch außerhalb meiner Wohnung an einem sicheren und geschützen Ort befinde. Weitere Möglichkeiten sind Spaziergänge, Einkäufe, etc. Die Option Stadtbibliothek fällt momentan aufgrund der Coronakrise leider aus. Das erschwert meine Situation zusätzlich ein wenig. Ist aber trotzdem lösbar. Nachdem ich mir diese Optionen bzw. Lösungen geschaffen habe, habe ich mich extrem frei und erleichtert gefühlt! Die Situation (Baustellelärm) hatte ihren Schrecken durch die Lösungen verloren und war plötzlich wieder händelbar. Ich habe mich nicht mehr ausgeliefert gefühlt sondern hatte das Gefühl, wieder alles im Griff zu haben. Sowohl mich selber als auch den Lärm. Lustigerweise gab es die Option, dass ich den Lärm tatsächlich aushalten kann, ohne groß darunter zu leiden, überhaupt nicht… Spannend, oder? Aber eigentlich auch ziemlich traurig… Damit hätte ich halt einfach überhauptnicht gerechnet… Letztendlich ist diese Option dann sogar zu großen Teilen eingetreten. Okay, bis Ende Mai geht die Baustelle noch aber ich mache mir klar, dass das Schlimmste bereits überstanden ist (das permanente, stundenlange Hämmern und Bohren). Alles andere ist dann wahrscheinlich nur noch halbe Höhe. Da lache ich vielleicht hinterher sogar drüber;-).

Wie heißt dieser eine Spruch noch? Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt;-). Was lerne ich daraus? Nicht so viel denken;-). Na gut, probiere ich es mal weiterhin aus. Scheint ja gut zu sein dieses „nicht denken“-). Auch wenn ich dem Braten noch nicht traue…

Bis bald, eure Nina

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