So, eine weitere Woche ist um:-). Es war eine gute und erfolgreiche Woche, in der ich sehr viel lernen durfte und umsetzten konnte.
Gelernt habe ich, dass es absolut richtig ist, auf mein Bauchgefühl zu hören. So habe ich zum Beispiel Sonntag schon gespürt, dass ich Montag lieber nicht zur Ergotherapie gehen sondern viel lieber aktiv sein möchte. Also habe ich die Ergotherapie frühzeitig abgesagt und habe mich Montag auf einen sehr langen Spaziergang begeben; immer an der Lesum entlang. Zwischendurch habe ich dann auf einer Panoramabank pausiert und eine Rosinenschnecke gefuttert:-). Das Wetter war absolut schön und nach anfänglicher Anspannung und Angst- insbesondere auf dem Bahnsteig, als es immer voller wurde und mir die Menschen immer näher kamen- konnte ich mich aber auch langsam entspannen. Ich glaube, dass ich die Bäckereiverkäuferin ein wenig zugetextet habe;-). Aber es hat gewirkt und es ging mir schlagartig besser. Vielleicht hat es in dem Moment schon ausgereicht, mich kurz mit jemandem zu unterhalten, um meine Gedanken wieder in die richtige Richtung zu lenken. Eine kurze Ablenkung unterbricht den Kreislauf der Angstgedanken. Dadurch habe ich dann wiederum die Chance, meine Gedanken wieder in die richtige Richtung laufen zu lassen. Weg von der Angst hin zur Realität. Zurück ins Hier und Jetzt. Zurück zum Moment. In die Gegenwart. Die Gegenwart ist oft viel weniger schlimm als es die Gedanken im Kopf sind.
Deshalb ist Achtsamkeit auch so extrem wichtig für mich! Durch die Achtsamkeit finde ich wieder einen Bezug zu mir; kann mich wieder spüren. Und je mehr ich mich spüre desto eher verschwindet die Angst. Sie hat dann einfach keine Angriffsfläche mehr. Das habe ich dann den kompletten Spaziergang über auch gemerkt! ich habe mich nur auf die Sonne in meinem Gesicht konzentriert. Auf die Wärme. Später dann auch auf meinen Armen, als ich tatsächlich den Pullover ausziehen konnte. Bei der Achtsamkeit soll man ja eigentlich nicht bewerten sondern nur wahrnehmen. Aber bei der Sonne auf meiner Haut konnte ich nicht anders, als die Situation mit sehr schön, angenehm und entspannend zu bewerten. Und das ist auch vollkommen in Ordnung so:-).
Heute bzw. gestern habe ich dann auch beschlossen, meine Pause bei Foodsharing zu beenden und wieder Lebensmittel retten zu gehen:-). Auch angeregt durch zwei sehr tiefe und intensive Gespräche mit zwei für mich sehr wichtigen Menschen:-). Es hat dazu geführt, dass ich mir selber wieder näher komme und wieder spüren konnte, wie schön dieses Gefühl ist, Lebensmittel vor dem Müll zu retten! Und nicht nur das: ich hatte heute wieder richtig Freude beim Retten und Verteilen:-). Beim Verteilen sogar fast noch mehr, da so viele Menschen vorbei gekommen sind, um die Lebensmittel abzuholen. Dabei habe ich sooo viel Dankbarkeit von den Menschen bekommen wie noch nie!! Eine ältere Dame hat mir sogar noch eine Karte vorbeigebracht, auf der sie ihre Dankbarkeit aufgeschrieben hat. Das hat mich ziemlich berührt, sodass ich fast angefangen hätte, zu weinen. Die Dankbarkeit der anderen Menschen berührt mich auf einer ganz tiefen emotionalen Ebene. Eine Ebene, für die ich vor nicht allzu langer Zeit, gar nicht offen gewesen wäre. Sie hätte mich überhaupt nicht erreicht; meine Emotionen waren gut hinter einer hohen Mauer versteckt; sie waren quasi eingebunkert. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass diese Mauer langsam bröckelt… Ich sie Stein für Stein langsam abbaue und mich immer mehr öffne… Mit allem was dazu gehört. Das hatte zur Folge, dass ich heute über eine Zeitspanne von ca. 2 Stunden das Gefühl hatte, high zu sein. Das war nun wirklich erstaunlich, da ich ja keine Drogen oder ähnliches nehme. Es waren körpereigene Drogen:-). So hat es sich zumindest angefühlt:-). Das war ziemlich gut:-).
Es lohnt sich auf jeden Fall, mich wieder mehr auf meine Gefühle einzulassen; vielmehr: sie zuzulassen. Eigentlich passiert dann ja gar nichts schlimmes….
So, nun ist aber genug für heute:-). Ich melde mich ganz bald wieder.
Bis dann, eure Nina