Archiv der Kategorie: Herzlich willkommen

32. Beitrag

Heute war ich mal wieder in der Stadt:-). Meine weitere Zukunft planen. Ich habe die ganze Zeit überlegt: Was hilft mir? Was macht mir Spaß? Worauf hätte ich Lust?

Da ich sehr gerne spazieren gehe und esse, bin ich darauf gekommen, dass ich ja schon immer gern gepicknickt habe. Brotdosen habe ich schon ausreichend aber was noch fehlte war eine kleine Thermoskanne für meinen Kaffee. Im Viertel gibt es einen wunderschönen Laden, der Thermoskannen auch in kleinen Größen führt. Also stand mein Plan für heute fest: Ab ins Viertel, um die Kanne zu kaufen. Das Viertel ist aber nun nicht grade um die Ecke. Also musste ein weiterer Plan her: In einem der vorherigen Kapitel hatte ich bereits schon berichtet, dass es mir hilft, mir feste Ziele zu setzen und diese auch auf direktem Wege anzusteuern. So auch heute. Ich habe auch heute wieder extrem gespürt, wie mir das Fokussieren auf`s Ziel hilft, Geräusche, Menschen, etc. um mich herum auszublenden. Ich nehme natürlich meine Umwelt wahr aber sie belastet mich in krisenzeiten dann nicht so sehr. Ich lasse meine Umwelt einfach nicht so dicht an mich heran. Dadurch habe ich die Chance, all meine Ziele zu erreichen und auch ein stückweit am Leben draußen teilzunehmen. Wenn ich keine Krise habe, dann brauche ich die festen Ziele nicht. Dann kann ich in der Stadt bummeln, neue Wege ausprobieren und am Leben teilnehmen. Zum Glück hat jede Krise auch mal ein Ende:-).

Hilfestellungen im Alltag sind für mich in Krisenzeiten somit unerlässlich. So lege ich mir zum Beispiel immer abends schon meine Klamotten für den nächsten Tag hin. Dadurch komme ich morgens nicht in Bedrängnis, mich entscheiden zu müssen, was ich anziehe. In meiner Wohnung hat auch alles seinen festen Platz. Ich mag es garnicht, wenn Sachen an einer anderen Stelle liegen. So etwas stresst mich zum Beispiel sehr. Ich habe auch nach meine Umzug vor knapp 1,5 Jahren meine Habseligkeiten immer weiter reduziert. Für jedes neue Teil mussten zum Beispiel zwei Teile weichen. Ich weiss meine Habseligkeiten nun mehr zu schätzen!! Ich habe das Gefühl, dadurch etwas bewusster zu leben und nicht alles als selbstverständlich anzusehen. Besitz ist etwas wertvolles, was man schätzen sollte!

Letzte Woche habe ich eine große Tüte mit aussortierter Bekleidung weggegeben. Die Klamotten hatten es definitiv hinter sich. Deshalb durften sie gehen. Heute in der Stadt habe ich mir dann noch zwei T-Shirts und einen Pullover gekauft und mich sooooo darüber gefreut!!!! Das ist genau das, was ich versucht habe zu beschreiben. Ich hätte mich niemals so sehr über die neuen Klamotten gefreut, wenn mein Schrank voll gewesen wäre. Das, was ich besitze, weiss ich viel mehr zu schätzen! Demensprechend ist die Freude über Klamotten, oder auch andere Gegenstände, deutlich spürbar! Das wiederum hilft mir auch aus der Krise. Freude, Achtsamkeit, Wertschätzung, Dankbarkeit, Respekt und Liebe:-)!

Bis bald,

eure Nina

31. Beitrag

Nun sind wieder ein paar Tage vergangen und mein Finger ist gut verheilt. Ich kann ihn zwar noch immer nicht wirklich belasten und man sieht die Schnittstelle noch aber ich hoffe, dass es sich in den nächsten Tagen noch gibt. Immerhin kann ich wieder meine Haare waschen und abwaschen bzw. meine Wohnung sauber halten:-).

Meine Seele leidet allerdings weiterhin… Ich fühle mich zunehmend überfordert… Mit dem Alltag, um es mal beim Namen zu nennen. Ich habe das Gefühl, dass es so nicht mehr lange weitergehen sollte…. Ich glaube schon, dass ich jetzt etwas mehr Unterstützung brauche. Wie diese Unterstützung aussehen kann darüber werde ich mir mal Gedanken machen… Noch schaffe ich es, aufzustehen, mich zu versorgen, hin und wieder Lebensmittel zu retten und jeden Tag lange und viel spazieren zu gehen. Aber ich merke, dass ich zunehmend kraftloser werde und die Motivation, mich aufzuraffen, weiter schwindet… Am liebsten würde ich den ganzen Tag schlafen… Dienstag habe ich einen neuen Rekord aufgestellt: Da bin ich erst um 14 Uhr aufgestanden!

Dienstag Abend war ich aber auch Lebensmittel retten und habe noch einen wunderschönen Abend gehabt, der ganz viel Kraft und Zuversicht gegeben hat:-)!! Samstag sehen wir uns alle wieder! Darauf freue ich mich schon:-). Es ist auch nicht so, dass ich keine Lust auf etwas hätte; ich fühle mich nur durch Verabredungen und Termine so sehr unter Druck, dass ich komplett dicht mache und überhaupt nicht mehr an meine Freude und Kraftquellen herankomme… Die sind dann leider auch verschlossen.

Aber, wenn ich nicht damit rechne und Menschen mich überraschen, dann kann man mich erreichen; meine Seele erreichen und zu mir durchdringen:-). So wie Dienstag beim Lebensmittel retten- und vor allem danach. Manchmal wirken eine Umarmung und ehrlich Worte viel mehr als jede Therapiestunde! Davon braucht es nicht viel aber kommt es von Herzen hat es die Möglichkeit, bei mir anzukommen und mich zu erreichen:-).

Jetzt backe ich mein Kürbisbrot weiter.

Bis bald,

eure Nina

30. Beitrag

Das Pfandflaschensammeln von Samstag hatte allerdings noch ein weniger schönes Nachspiel… Als ich die Flaschen am Montag in den Automaten geben wollte, war leider eine Flasche in der Tüte kaputt. In diese Flasche habe ich gegriffen…. Es hat ziemlich geblutet… Was ich aber ziemlich erstaunlich- oder auch erschreckend- fand, war die Tatsache, dass ich zwar gesehen habe, dass mein Finger stark geblutet hat, ich es aber erst nicht registriert habe, dass es mein Finger ist, der blutet. Ich habe noch brav alle weiteren Pfandflaschen in den Automaten gegeben. Und währenddessen eine ziemliche Schweinerei veranstaltet… Der ganze Boden und auch der Automat waren voller Blut… Anschließend bin ich dann zum Mitarbeiter gegangen und habe um ein Pflaster gebeten. Das ist mal wieder typisch Ninchen:-)))). Erst alle Aufgaben beenden und mich danach um die anderen Sachen kümmern- egal, was passiert. Ob ich das noch mal aus meinem Kopf rauskriege;-)?

Scheinbar spalte ich oft noch Ereignisse ab, die anderen Menschen von außen viel eher auffallen. In der Zeit, als der Mitarbeiter das Pflaster geholt hat, hat sich noch eine Kundin zu mir gesellt und mir beigestanden bzw. auf mich aufgepasst, weil ich schon ziemlich blass war… Das habe ich auch nicht wirklich gemerkt. Ich habe mich erst wieder richtig gespürt, als ich wieder zuhause war. Da habe ich aber schon am ganzen Körper gezittert und mein Kreislauf war ziemlich weit unten….

Solche Ereignisse machen mir immer wieder deutlich, wie wichtig es ist, bei mir zu bleiben und mich nicht auszuknipsen, sobald etwas passiert. Egal, wie schwerwiegend ein Ereignis ist. Immerhin habe ich in dieser Situation um Hilfe gebeten und es zugelassen, dass sich auch andere Menschen um mich kümmern. Normalerweise ziehe ich mich immer ganz schnell zurück und zeigen niemandem, dass etwas passiert ist. Ich habe mich mal gefragt, warum das so ist. Die Antwort darauf ist so simpel wie traurig: Ich habe einfach nur Angst davor, mich verletzbar und verwundbar zu zeigen…. Als wenn es ein Makel wäre… Da scheint noch immer das alte Gefühl, immer stark und unverwundbar sein zu wollen, eine Rolle zu spielen. Nicht mehr so offensichtlich aber im Hintergrund ist es eindeutig noch da. Das hat mich selber sehr überrascht. Ich habe gedacht, dass ich diesen Gedanken längst hinter mir gelassen hätte…

Abends bin ich dann noch mit Begleitung zum ärztlichen Bereitschaftsdienst gegangen. Zum Glück musste es nicht genäht werden!! Aber einen schönen Verband habe ich bekommen. Und gleich geht`s noch zur Nachkontrolle zum Hausarzt. Da kann ich auch wieder allein hingehen:-). Ohne Begleitung.

Was ich gestern auch noch ganz deutlich gespürt habe ist, dass mich dieses Ereignis emotional sehr mitgenommen hat… Vielleicht liegt es auch noch an der zusätzlichen Krise aber selbst das Beruhigungsmittel hat nicht richtig gewirkt. Die Anspannung war einfach zu hoch. Die erste Nacht habe ich nur sehr schlecht geschlafen und war gestern extrem labil. Selbst der Sonnenschein und ein langer Spaziergang im Park haben nicht wirklich geholfen. Ich habe mir dann noch ziemlich viel Schokolade gekauft. Danach ging es mir dann besser:-))). Hin und wieder wirkt Schokolade noch immer als Trösterchen:-))). Putzen darf ich im Moment ja nicht;-). Das mache ich sonst ja immer. Okay, ich gestehe, dass ich gestern trotzdem staubgesaugt habe;-). Der Schmutz auf dem Boden hat mich fast wahnsinnig gemacht. ich konnte kaum hingucken… Aber hinterher, als alles gesaugt war, habe ich mich auch deutlich besser gefühlt. Dabei habe ich es auch belassen.

Mal sehen, was der Arzt gleich noch sagt und wie lange ich noch auf das Putzen verzichen muss;-).

Ich werde berichten. Bis bald,

eure Nina

29. Beitrag

Heute möchte ich gern so viel schreiben und weiss doch nicht, wo ich anfangen soll. Seit zwei Wochen stecke ich ja in einer schweren Krise; zum Glück spüre ich seit einer Woche einen deutlichen Aufschwung:-).

Was geht schon wieder und wo hakt es noch? Ich habe vorhin eine schöne Situation erlebt, an der ich erklären kann, wo es noch hakt: Vorhin war ich mal wieder nach längerer Pause Pfandflaschen sammeln. Sonst gehe ich ja lieber im Dunkeln sammeln, damit mich niemand sieht oder erkennt. Das Schamgefühl ist je nach Situation mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Und manchmal verliert es sich im Laufe des Sammelns- so wie heute. Wenn ich kein Schamgefühl mehr habe sondern mich unter Menschenmassen mische, dann falle ich überhaupt nicht mehr auf. Dann fällt es auch nicht auf, dass ich in der Menschmasse Flaschen sammel, da jeder mit seinen Kumpels, oder wem auch immer, beschäftigt ist. Spätestens als ich gemerkt habe, dass sich niemand für mich interessiert, habe ich auch etwas meine Scheu vor den anderen Menschen verloren. Jetzt komme ich nämlich erst zum entscheidenden Punkt: Der Kontakt mit Menschen fällt mir im Moment noch immer extrem schwer! Insbesondere mit Menschen, die ich mag und die mir wichtig sind. Bei Fremden ist es besser. Dadurch, dass ich meine Scheu verloren habe, habe ich sogar einige Menschen nach ihren Pfandflaschen gefragt. Dadurch sind auch andere Menschen auf mich aufmerksam geworden und habe mir ihr Pfand direkt in die Hand gegeben:-). Es fühlte sich überhaupt nicht schlimm an:-)! Im Gegeteil: Ich habe eine sehr nette und symphatische Begegnung gehabt: Ein Mann aus der Gruppe hat mir zusätzlich zu seiner Dose noch 2 Euro geschenkt; und zwar mit der Begründung, dass er mich so symphatisch findet:-). Und das beste war: Ich konnte das Kompliment sogar annehmen!!!! Es war ein unheimlich schönes Gefühl, in dem Moment als Mensch wertgeschätzt zu werden!! Ein richtig positives und bestärkendes Gefühl, das angekommen ist! Das mich aufrichtig berührt hat:-). Es kam so ehrlich und aufrichtig rüber! Das bewegt mich noch immer… Und wühlt mich auch emotional noch etwas auf. Es kam so unerwartet:-).

Und jetzt komme zu einem weiteren Punkt, der eng mit diesem Erlebnis zusammenhängt: Es gibt zum Glück Menschen, die mir viel bedeuten und wichtig sind! Und ja: Genau diese Menschen möchte ich auch gern in Krisenzeiten sehen- und sonst natürlich auch:-). Und genau da wird es für mich schwierig…Ich habe immer noch ganz tief in mir drin das Gefühl, mich nicht ganz so zu zeigen, wie ich möchte… Da spielt ganz viel Angst vor Ablehnung und Zurückweisung eine Rolle… Das Gefühl, mich nicht ganz so zu zeigen, wie ich gerne möchte, kommt einzig und allein von mir selber!! Niemand erwartet von mir, dass ich mich (etwas) verstelle. Dadurch, dass ich die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung noch in mir trage, werden Treffen mit meinen Lieben für mich unheimlich anstrengend und sehr unentspannt. Das wiederum zu überspielen kostet noch mehr Kraft! Das ist ja genau das, was ich nicht mehr möchte. Etwas zu überspielen; etwas für mich zu behalten; mich nicht ganz echt zu fühlen… Nur, wie sieht ein guter Kompromiss aus??? Ich finde es unglaublich schwer, diese Frage überhaupt zu beantworten. Was aber klar ist, ist, dass es enorm viel mit der Tagesform zusammenhängt! Das habe ich gestern und heute extrem gespürt. Bin ich z.B. müde und grundsätzlich nicht ganz auf der Höhe, stellt ein Treffen mit meinen Lieben ein schier unlösbares Problem dar. Nur, was ist dann richtig??? Das Treffen absagen- und mir dadurch eine Chance auf ein schönes Treffen oder zumindest einen schönen Moment zu versagen? Oder hingehen und ehrlich sein??? Was kann dann schon passieren? Menschen, die mich wirklich mögen und denen ich auch wichtig bin, werden mich nicht fallen lassen und sich auch weiterhin mit mir treffen wollen. Darauf zu vertrauen…. Das gilt es zu lernen:-).

In diesem Sinne werde ich euch auf meinem weiteren Weg auf jeden Fall weiter teilhaben lassen:-).

Bis bald,

eure Nina

28. Beitrag

So langsam geht es aufwärts:-). Es passiert immer mal wieder, dass mich eine schwer depressive Phase befällt; wie auch in der vergangenen Woche. An solchen Tagen ist alles grau; die Lebensfreude fehlt und die Gedanken sind schwarz. Alles in allem schwer auszuhalten…

Gestern habe ich dann das erste Mal wieder Freude gespürt:-). Und ich habe mich mental und emotional wieder stärker gefühlt. Deshalb habe ich die Chance ergriffen, in die Stadt zu gehen und mir neue Bücher in der Bibliothek auszuleihen. Im Anschluss daran habe ich noch einen kleinen Umweg eingelegt und bin ein ganzes Stück an der Weser entlang gegangen. Als ich zuhause ankam war ich ziemlich erschöpft und habe kaum noch Luft bekommen! So sehr hat mich ein einfacher Ausfug in die Stadt angestrengt!! Normalerweise mache ich diesen Weg eben nebenbei; ohne, dass es anstrengend wird. Daran sieht man mal, wie heftig eine depressive Phase auch körperlich durchschlägt! Das ist schon sehr beängstigend…

Heute schien tatsächlich den ganzen Tag die Sonne- in der Realität; also draußen. Gefühlt ist einTag mit Sonnenschein schon Monate her. In der Wirklichkeit sind es zwei Wochen… Gefühl und Realität klaffen manchmal meilenweit auseinander… Jedenfalls hatte ich heute Lust, nach draußen zu gehen! Ja, ich konnte es selber kaum glauben:-). Nach einer langen Dusche und einem ausgiebigen Frühstück bin ich meinem inneren Drang nachgegangen und habe mich eine ganze Weile in die Sonne gesetzt und mein Gesicht bescheinen lassen. Das tat vielleicht gut!!!! Und auch dieses Mal war ich hinterher sehr erschöpft. Allerdings nicht ganz so stark wie gestern. Aber das Wichtigste ist, dass ich wieder etwas anderes spüre als Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Das wahrzunehmen ist trotzdem eine Kunst, die ich mir durch jahrelange Therapie antrainiert habe! Man kann es also lernen:-). Aber es dauert und muss immer wieder geübt werden. Solange, bis sich das neue Denken bzw. der neue Weg gefestigt hat.

Mal sehen, wie es weitergeht.

Bis bald,

eure Nina