Der Beitrag heute befasst sich mit dem Thema „Zulassen“.
Ich habe heute losgelassen. All die Anspannung und die Emotionen des letztes halben Jahres haben sich heute einen Weg gesucht; fast 45 Minuten lang sind die Tränen aus mir herausgeströmt. Ich hatte noch gar nicht die Zeit und die Muße mich all den ganzen Gefühlen zu stellen, die insbesondere mit der Aufgabe meiner Selbstständigkeit verbunden sind. Die Gedanken zu diesem Thema habe ich bereits gut ordnen können und den Istzustand akzeptiert und angenommen. Die dazugehörigen Gefühle habe ich allerdings noch nicht zulassen können; habe mich noch nicht getraut… Bisher hatte ich immer Angst davor, von meinen Gefühlen überflutet zu werden; Angst davor, dass sie die Macht über mich übernehmen. In der Klinik haben wir zum Glück viel daran gearbeitet mich meinen Gefühlen zu stellen und sie zuzulassen.
Es gibt dabei eine kleine Hilfestellung, die es mir ermöglicht, meine Gefühle wahrzunehmen und sie dann rauszulassen. Ich setze mich auf mein Sofa, schalte alle Geräte um mich herum aus, nehme meinen Kuschelhund in die Arme und lese anschließend Postkarten oder Briefe von Menschen, die mein Herz berührt haben und die ich auch weiterhin in meinem Herzen trage. Dann kommen die Tränen von ganz allein. Oft reicht es schon, wenn ich die Postkarten nur ansehe und die ersten Worte lese… Und immer wieder mache ich die Erfahrung, dass ich stärker bin als meine Gefühle:-). Dass sie mich nicht beherrschen und mich kontrollieren sondern umgekehrt! ich bin stärker als meine Gefühle und stets in der Lage, sie zuzulassen oder eben auch nicht. Lasse ich sie nicht zu, ist es für mich auch ein Schutz. Insbesondere, wenn ich z.B. draußen unterwegs bin und keinen geschützten Raum um mich herum habe. Das kann ich mittlerweile sehr gut steuern, was ich wann zulasse.
Gefühle, wie Freude oder ähnliches, habe ich schon immer rausgelassen:-). Da hatte ich noch nie ein Problem mit:-). Es ging bisher immer darum, dass ich mich nie den Gefühlen stellen wollte, die ich als unangenehm und peinlich einstufe bzw. eingestuft habe, wie z.B. Trauer, Enttäuschung, Wut, Ekel, Scham. Wie das letztgenannte Gefühl auch direkt besagt habe ich mich für meine Gefühle geschämt. ich dachte immer, dass es sich mit meiner Vorstellung von einem „normalen Leben, das eine gewisse Perfektion beeinhaltet“, nicht verträgt. Dass solcherlei Gefühle überhaupt nicht dazu gehören dürfen… Ja, das war meine frühere Weltansicht.
Zum Glück ist das heute anders:-). Es hat zwar viele Jahre gedauert, bis ich gelernt habe, zumindest Traurigkeit und Wut zu zeigen und beides auch zuzulassen aber die Arbeit hat sich gelohnt!! Es ermöglicht mir heute eine neue Lebensqulität und es hilft mir dabei, meine Grundanspannung zu senken und nicht mehr in so extreme Hochs und Tiefs abzurutschen. Ein angemessener Umgang mit meinen Gefühlen hilft mir also eindeutig dabei wieder mehr Stabilität zu erlangen und mir dadurch wieder besser vertrauen zu können,; mein Selbstvertrauen zu stärken. Das habe ich das ganze Jahr über schon gespürt!
Mal schauen, wie es nächstes Jahr weitergeht.
Bis bald,
eure Nina