Heute ist Karfreitag und ich habe mich dazu entschlossen in mein Büro zu fahren und einen Teil meines Tages hier zu verbringen. Einfach für mich:-). Ohne Verabredungen, ohne Druck von außen, ohne Stress. Ich möchte einfach mein Leben so gestalten, wie es zu mir passt. Ganz egal, ob Single oder in einer Partnerschaft.
Was momentan aktuell Thema bei mir ist, ist die Tatsache, dass ich mir selbst ständig Druck mache, etwas unternehmen und erleben zu wollen. Am besten möglichst viel davon. Mir fällt es oft noch schwer, zu akzeptieren, dass ich keine zwanzig mehr bin, wo ich noch deutlich mehr Kraft und Energie hatte, etwas zu unternehmen. Sei es Urlaub, Sport, feiern gehen, Freunde treffen. All das war früher oft zu jeder Zeit möglich.
Bin ich dort vielleicht schon oft über meine Grenzen gegangen, was zu meinem heutigen Zustand beigetragen hat? Rückblickend würde ich auf jeden Fall „ja“ sagen. Natürlich ist man mit zwanzig noch sehr viel stärker und widerstandsfähiger als mit Mitte vierzig. Es ist ja normal, dass die Kraft im Lauf des Lebens abnimmt. Ich würde aber sagen, dass ich früher oft vor mir und meinen Gefühlen davongelaufen bin. Oft im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe früher sehr viel Zeit im Fitnessstudio verbracht. Das hat mir damals sehr geholfen und zur Stabilisierung beigetragen. Deshalb würde ich sagen, dass es eher hilfreich war und mir Kraft gegeben hat.
Ein weiterer Punkt, der mich oft von mir und meinen Gefühlen weggebracht hat, war der Alkohol. Davon habe ich eindeutig viel zu viel getrunken. Oft bis zum Filmriss und einem extremen Kater. Das habe ich über viele Jahre gemacht, bis es zur Gewohnheit wurde… Bis ich es brauchte um meinen Alltag zu überstehen. Um etwas zu haben, worauf ich mich freuen kann. Auf unbeschwerte, ungehemmte Momente, in denen ich meine Gefühle und meine Probleme nicht gespürt habe… Wo die Welt scheinbar in Ordnung war. Wo es keine Probleme gab und sich alles ganz leicht angefühlt hat. Ein dauerhafter Schwebezustand sozusagen. Einfach die Nacht zum Tag machen und am nächsten Tag einfach so weitermachen, als wäre nichts gewesen… Trotz Kater einfach weiter zu funktionieren und weiterzumachen. Zur Uni gehen, Sport machen, lernen, Hausarbeiten schreiben, Haushalt machen, einkaufen, arbeiten,… Da blieb einfach kein Platz mehr für Gefühle.
Das habe ich durchgezogen, bis ich mit 32 einen kompletten Zusammenbruch hatte, der mich für sechs Wochen in eine Akutklinik geführt hat. Zum Glück grade noch rechtzeitig um aufzuwachen. Um langsam wieder zu mir zu kommen- im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Zeit, in der ich ständig vor mir und meinen Gefühlen davongerannt bin und sie betäubt habe, hat enorm viel Kraft gekostet… Von dem Zusammenbruch mit 32 habe ich mich bis heute kraftmäßig nicht mehr erholen können.
Und doch lerne ich langsam durch meine Therapien, meine Bedürfnisse wahrzunehmen und besser darauf zu achten, was mir gut tut und was nicht. Was ich in diesem Moment, an diesem Tag brauche und was nicht. Mein Körper spricht oft mit mir. Meistens in Form von Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel und Schwäche. Im Moment auch wieder. Also heißt es für mich, mich nicht von dem allgemeinen Osterwahn anstecken zu lassen und auf Teufel komm raus an Veranstaltungen teilzunehmen sondern mich eher zurückzuziehen, mich auf mich besinnen, ein bisschen spazieren gehen, aber auch die Wohnung zu verlassen und mich nicht komplett einzuigeln. Deshalb fiel heute die Entscheidung auf mein Büro. Trotz Müdigkeit und hoher Anspannung. Ja. Vielleicht ist ist sogar das für heute ein bisschen zu weit aber ich lerne auch abzuwägen. Den ganzen Tag zuhause zu bleiben und dort ziemlich einen depressiven Tag zu verbringen oder mich zu überwinden und herauszufordern um mein Erfolgserlebnis zu haben und mit einem guten Gefühl nachher wieder nach Hause zu fahren. Mit dem Gefühl etwas geschafft zu haben, unterwegs gewesen zu sein, andere Menschen gesehen und gehört zu haben. Mich in diesem Blogbeitrag mit meinem Innenleben beschäftigt zu haben. Ich finde es immer wieder spannend, was in einem Beitrag am Ende bei rauskommt. Ich fange einfach immer an zu schreiben und dann verselbständigen sich meine Gefühle und Gedanken und fließen einfach aus mir raus. Und genau das sind ja die Themen, die ich sonst gar nicht unbedingt wahrnehmen und spüren würde, wenn ich mich ablenke oder nicht in mich hineinspüre. Jeder Blogbeitrag ist eine Reise zu mir selbst. Zu meinem Innenleben. Und das ist eigentlich ziemlich spannend und aufregend:-). In diesem Sinne werde ich gleich eine Kleinigkeit essen und mir noch ein bisschen was ansehen, bevor ich wieder nach Hause fahre. Ich wünsche euch ruhige Ostertage und gönnt euch genau das, was ihr braucht:-). Bis bald, eure Nina